Domplatz

Ich mag die Innsbrucker Altstadt mit dem berühmten Goldenen Dachl und den reich verzierten Häusern sehr. Damit bin ich natürlich nicht allein – kein Wunder, dass dieser Teil der Stadt ein wahrer Touristenmagnet ist. Was viele übersehen: Nur ein paar Schritte vom Goldenen Dachl entfernt liegt der wunderschöne Domplatz. Man folgt der Pfarrgasse ein paar Meter, und schon steht man vor dem beeindruckenden Dom zu St. Jakob – und fühlt sich plötzlich wie in einer anderen Welt. Hier ist es ruhiger, entspannter, fast entschleunigt. Der Domplatz wirkt mit seinen umliegenden Gassen wie ein kleines Stadtviertel für sich – mit hippen Cafés, traditionsreichen Handwerksbetrieben und gemütlichen Restaurants. Ein echtes Innsbrucker Hidden Gem, ein verstecktes Juwel das darauf wartet, entdeckt zu werden.

Eine Oase mit Glanz, Geschichte und Gastlichkeit

Der Domplatz ist ein Ort, an dem sich das Alte und das Neue wunderbar mischen. Da wäre zum einen der imposante Dom zu St. Jakob, der mit seiner barocken Pracht schon beim Vorbeigehen beeindruckt. Er blickt auf eine lange Geschichte zurück: Erstmals erwähnt wurde die Kirche hier bereits im Jahr 1180. Nach schweren Erdbebenschäden im 16. und 17. Jahrhundert wurde der Dom zwischen 1717 und 1724 neu errichtet – und erhebt sich bis heute majestätisch über die Dächer von Innsbruck. Sein unverkennbarer Glockenklang erfreut Besucher und auch Pilger aus aller Welt. Doch der Dom beeindruckt nicht nur von außen – ein Blick hinein lohnt sich allemal. Ich muss gestehen: Bei mir ist es schon ein Weilchen her, dass ich im Dom war – so lange, dass ich mich kaum noch erinnern konnte. Umso schöner war es, ihn nun im Zuge der Recherche für diesen Beitrag wieder zu betreten und neu zu entdecken.

Weltberühmt: die Cranach-Madonna

Weltberühmt ist das Gnadenbild Mariahilf des Malers Lucas Cranach des Älteren aus dem 16. Jahrhundert. Die sogenannte „Cranach-Madonna“ kann im rechten Seitenaltar des Doms bewundert werden. Wusstet ihr, dass sie so berühmt ist, dass sie auf der ganzen Welt kopiert wurde? Übrigens: Wer Lust auf eine kleine Schnitzeljagd hat, sollte beim Stadtspaziergang unbedingt die Augen offenhalten – an vielen Innsbrucker Hauswänden finden sich wunderschöne, liebevoll erhaltene Madonnenbilder. Kleine Kunstwerke im Alltag, die man oft erst auf den zweiten Blick entdeckt. Und dann gibt es da noch diese unglaubliche Geschichte über die Rettung der Cranach-Madonna am Ende des Zweiten Weltkriegs: Damals wurde sie tatsächlich in einem Rucksack aus der Stadt geschmuggelt, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Mein Kollege Werner hat darüber einen spannenden Artikel geschrieben – unbedingt lesen!

Stilles Wissen, große Geschichten: Ein Besuch im Stadtarchiv

Bleiben wir bei Geschichten – oder besser gesagt: bei Geschichte. Versteckte Juwelen in unmittelbarer Nähe des Domplatzes sind auch das Stadtarchiv und das Stadtmuseum. Letzteres konnte ich leider nicht besuchen, da es wegen Umbauarbeiten noch bis zum 14. Mai 2025 geschlossen ist. Dafür habe ich – ganz unerwartet – umso mehr Zeit im Stadtarchiv verbracht. Ich hatte das große Glück, auf einen äußerst engagierten und hilfsbereiten Mitarbeiter zu treffen. Ohne den netten Herrn Herbst hätte ich mich wohl nicht zurechtgefunden – überall Bücher, Mappen, Zettel … ich war ehrlich gesagt leicht überfordert.

Geschichte zum Anfassen – und Mitbringen!

Aber was ist das Stadtarchiv eigentlich genau? Es dokumentiert die Geschichte Innsbrucks von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert. Fotos, Postkarten, Ölgemälde, Flugzettel, Urkunden und Akten werden hier nicht nur aufbewahrt, sondern systematisch erfasst – sodass sie schnell (auch digital) eingesehen werden können. Egal, ob von Geschichteprofessor:innen oder Hobby-Historiker:innen. Und davon gibt es einige. Herr Herbst erzählte mir zum Beispiel von den Hutterern – einer täuferischen Gemeinschaft, die auf Jakob Hutter zurückgeht. Einige von ihnen reisten eigens aus den USA an, um sich auf die Spuren ihres Namensgebers zu begeben. Hutter wurde im 16. Jahrhundert in Innsbruck am Scheiterhaufen hingerichtet – eine Gedenktafel am Goldenen Dachl erinnert noch heute daran. 

Besonders spannend fand ich auch, dass das Archiv nicht nur von Forscher:innen genutzt wird. Wer beim Entrümpeln des Dachbodens auf alte Fotos, Bücher oder andere Zeitzeugnisse stößt und nicht weiß, wohin damit: „Man kann sie zu uns bringen“, sagt Herr Herbst – und deutet auf eine Box voller alter Dias auf seinem Schreibtisch, die wohl gerade erst jemand abgegeben hat. Außerdem zeigt er mir einen Feuerwehrhelm aus längst vergangenen Tagen und ein Erste-Hilfe-Buch aus den 1930er-Jahren – faszinierende Fundstücke mit Geschichte.

Lebkuchen, Seifen und Kerzen – meine liebsten Kindheitserinnerungen

Nun wird’s persönlich – oder besser gesagt: nostalgisch. Denn mit dem Domplatz verbinde ich auch wunderschöne Kindheitserinnerungen. Meine Taufpatin lebt mit ihrer Familie in Wien, und wenn sie uns besuchte, war es Tradition, gemeinsam nach Innsbruck zu fahren (wir wohnten etwas außerhalb). Das war für uns Kinder immer ein richtiges Event. Ein Fixpunkt dabei: ein Besuch im Kerzenfachgeschäft Tiroler Wachszieher und Lebzelter. Für meine Geschwister und mich war das ein echtes Highlight: Wir durften uns ein kleines Seifentier und einen Lebkuchen aussuchen. Eine Kleinigkeit – und trotzdem denke ich heute noch gern daran zurück. Diese Tradition möchte ich nun an meine eigenen Kinder weitergeben. Zumindest habe ich ihnen, als ich für diesen Blogbeitrag wieder im „Kerzengeschäft“ war, einen Lebkuchen von dort mitgebracht. Nostalgie pur – und der Laden ist bis heute genauso magisch wie damals.

Zeitreise in der Pfarrgasse

Die Pfarrgasse verbindet die Innsbrucker Altstadt mit dem Domplatz – eine charmante Gasse, in der sich neben dem bereits erwähnten Kerzenfachgeschäft Tiroler Wachszieher und Lebzelter viele weitere Lokale und urige Geschäfte entdecken lassen. Unter anderem das entzückende Kinderbekleidungsgeschäft kinderreich, der liebevoll kuratierte Geschenkeladen Feinheiten, die Cocktailbar C.U. oder das gemütliche Lokal Hopfmann & Söhne. Ein echter Blickfang in der Pfarrgasse ist das denkmalgeschützte Prechthaus – und mittendrin: Uhren Schmollgruber. Seit 1979 betreibt die Familie hier ein ganz besonderes Uhren- und Schmuckgeschäft. In den gotischen Gewölben präsentieren Georg und Philipp Schmollgruber antike Raritäten, edle Zeitmesser von Marken wie Nomos Glashütte oder Chronoswiss sowie ihre eigene Linie „Schmollgruber“. Wer eintritt, betritt nicht nur ein Geschäft, sondern ein kleines Museum der Uhrmacherkunst – ein Ort, an dem Zeit plötzlich ganz greifbar wird.

Kulinarische Highlights rund um den Domplatz

Nach Geschichte, Kultur und Shopping darf der Genuss natürlich nicht zu kurz kommen – jetzt wird’s feucht-fröhlich. Wer Lust auf kreative Drinks hat, ist im Fuchs & Hase genau richtig. Besonders gemütlich sitzt man draußen beim Moustache, dem hippen Treffpunkt mit entspanntem Flair. Ein echter Geheimtipp ist das Fischerhäusl mit seinem idyllischen Innenhof und köstlicher Tiroler Hausmannskost. Und auch wenn Ostern gerade erst vorbei ist – ein kleiner Tipp für die Vorweihnachtszeit sei schon erlaubt: Das Fischerhäusl ist einer der beliebtesten Glühwein- und Punsch-Hotspots der Stadt (vor allem bei Studenten). Wer’s lieber exotisch mag, findet im Woosabi kreative asiatische Fusionsküche – frisch, bunt und immer einen Besuch wert.

Nochmals zusammengefasst: Innsbrucks Altstadt ist zweifellos ein Must-See für jeden Innsbruck-Besucher. Aber beim Goldenen Dachl muss noch lange nicht Schluss sein – einfach in die Pfarrgasse abbiegen und einen ebenso geschichtsträchtigen, aber ruhigeren und charmanten Teil der Stadt entdecken. Der Domplatz ist ein echtes Hidden Gem – voller Atmosphäre, Geschichten und Überraschungen.

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