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Die Leidenschaft zum Bergsport ist in Innsbruck Teil des Lifestyles. Niemand muss, aber die meisten wollen. Denn wer einmal das Wandern, Bergsteigen, den Skisport oder das Klettern für sich entdeckt hat, der bleibt meist dabei. Es ist eine ansteckende Leidenschaft. Zugegeben, in Sachen Klettern hat es bei mir länger gedauert. Bisher war ich mit meinen Klettersteigen, von denen es auch so einige rund um Innsbruck gibt, voll und ganz zufrieden. Bis zu jenem Mittwoch in der Ehnbachklamm.

Es ist ein sonniger Morgen, an dem wir in die Ehnbachklamm reinspazieren. Gemeinsam mit drei Bloggerkollegen, Sabine von Black Diamond, Johanna vom Tourismusbüro in Zirl und Fabi, unserem Kletterlehrer, ziehen wir los. Die Ehnbachkamm führt direkt vom Ort Zirl bis zu den Zirler Mähdern und ins Brunntal. Sie ist gut öffentlich oder mit dem Auto erreichbar und der Einstieg beim Kalvarienberg mit der hübschen Kapelle ist nicht zu übersehen.

Hotspot Ehnbachklamm

Ganze 130 Kletterrouten gibt es hier in der Klamm, die saniert werden und nutzbar sind. Die ersten direkt in den steilen Wänden beim Einstieg unterhalb der Kapelle. Hier sind übrigens auch hin und wieder die Gemsen am Weg, das Steinschlagschild hat also seine Berechtigung. Unglaublich, dass in diesen Wänden geklettert werden kann. Für uns Anfänger ist das jedoch nichts. Wir finden weiter hinten – hinter der eindrucksvollen Staumauer – unsere Gebiete.

Vormittags unter der Woche ist noch nicht viel los. „Am Wochenende sieht es hier anders aus bei gutem Wetter“, lacht Johanna. Dann treffen Kletterer auf Spaziergänger, Wanderer und Familien, die sich einfach einen netten Tag in der Klamm am Fluss machen. Die breiten Ufer laden zum Picknicken ein. Dank ihrer Lage sind viele Wände hier sogar im Winter begehbar, oder wie Johanna es ausdrückt: „Sobald der Schnee weg ist, wird geklettert!“

Der Weg führt neben dem Bach durch die Schlucht.

Der Weg führt neben dem Bach durch die Schlucht.

Diese beiden Bücher helfen bei der Routenwahl.

Diese beiden Bücher helfen bei der Routenwahl.

Je nach Route muss man am Weg dorthin auch mal über den Baumstamm balancieren.

Je nach Route muss man am Weg dorthin auch mal über den Baumstamm balancieren.

Botanische Raritäten und Könige der Lüfte

Die Ehnbachklamm ist bereits Teil des Naturparks Karwendel und heiß begehrt unter Botanikern. Ganz unauffällig und oft sogar direkt neben dem Weg wächst hier nämlich eine für Tirol absolut einzigartige Ansammlung an Orchideen. Wer die Augen offen hält, kann also den einen oder anderen botanischen Schatz entdecken.

Wer den Blick in die entgegengesetzte Richtung gen Himmel richtet, bekommt vielleicht Steinadler zu sehen. Ein Adlerpärchen aus dem hinteren Karwendel zieht hier gerne seine Kreise, erzählt uns Johanna.

In der Ehnbachklamm überquert man immer wieder mal den Fluss.

In der Ehnbachklamm überquert man immer wieder mal den Bach.

Stephan und Fabi beim Routen sichten.

Fotograf Stephan Wiesner und Fabi beim Routen sichten.

Die Qual der Wahl.

Die Qual der Wahl. Übrigens ist das Buch „Sportklettern in Innsbruck“ erhältlich im OnlineShop von Innsbruck Tourismus.

Klettern am Abenteuerspielplatz

Für die ersten Schritte am Fels wählt Fabian zwei leichte Routen. Er klettert im Vorstieg vor und legt das Seil, Sabine sichert. Es ist kein Zufall, dass Black Diamond mit seiner Europazentrale im Mai 2016 von Basel nach Innsbruck umgezogen ist. Viele Mitarbeiter der amerikanische Marke in Innsbruck sind selbst Kletterer und Bergsteiger, wie auch Sabine. Als Hauptsponsor der Innsbrucker Kletterhalle und der Kletter-WM die im September in Innsbruck stattfinden wird, zeigt Black Diamond sein besonderes Engagement im Sportkletterbereich in Tirol. Immerhin zeigt auch der internationale Trend auf Klettern, denn Sportklettern ist ab 2020 in Tokio olympisch. Ein weiterer Grund mal selbst Klettern zu gehen.

Erste Schritte am Fels

Noch ist es jedoch schattig in der Route und der Fels kalt. Meine Finger sind steif und die Tritte schwieriger zu finden als gedacht. Aber immerhin steht unten jemand und hat das Seil fest im Griff. Es hilft zu wissen, dass ich mich im Notfall nur in den Gurt setzen muss. Nach etwas hin und her schaffe ich es dann doch, auch wenn mein Schienbein eine kleine Abschürfung als Preis zahlen muss.

Für die nächsten Routen überqueren wir den Fluss auf einem schmalen Baumstamm. Es fühlt sich ein wenig an wie am Abenteuerspielplatz. Nur, dass dieser hier natürlich entstanden ist. Wieder klettert Fabi die Routen im Vorstieg durch, um uns ein Seil zu legen. So können wir uns sicher an schwierigere Stellen wagen. Die nächste Route heißt „Casalinga“ – was auf Deutsch soviel wie Hausfrau heißt. Die Hausfrauenroute also, benannt – wie jede Route – nach dem Erstbesteiger. Dieser darf sich den Namen aussuchen. Nun gut, was die Kletter-Hausfrauen können, können wir auch. 5b – gemeistert. Die nächste heißt „Bon position“ – eine „gute Lage“ auf Französisch also. Als 5c ist sie kategorisiert und tatsächlich schwieriger.

Ich finde überraschend viel Gefallen an dem Tag. Während des Kletterns arbeiten Körper und Kopf zusammen an einem einzigen Ziel: dem richtigen nächsten und übernächsten Schritt. Es gibt dabei nur eine Richtung und die heißt bergauf. Einzige Ausnahme: Man hat mal wieder übersehen, dass ein Schritt nach rechts oder links die Sache erleichtern würde. Aber das – beruhigt mich Fabi – geht auch den Besten hin und wieder noch so.

Anfahrt

Grundsätzlich geht man zu Fuß in die Ehnbachklamm hinein, circa 30 Minuten, je nach Länge der Fotostops, denn davon bietet die Klamm viele. Im Winter benützt man besser die Forststraße als den schmalen Klammweg. Sobald die Felsen schneefrei sind, wird geklettert.

  • Mit dem Zug, der Karwendelbahn, bis zur Station „Hochzirl“ – hier ist man bereits ganz nah
  • Mit dem Bus nach Zirl bis zur Station „Schwarzer Adler“ und ab hier den Schildern folgen
  • Mit dem Auto zum Wanderparkplatz „Rotes Kreuz“, ab hier zu Fuß

Weitere praktische Tipps:

  • Wer weitere Routen in der unmittelbaren Umgebung sucht, ist in der Martinswand genau richtig!
  • Die Ehnbachklamm ist Teil des Climbers Paradise – auf dessen Website auch aktuelle Meldungen zu finden sind!

Die Kletter WM in Innsbruck 2018

Zum Abschluss noch ein Veranstaltungstipp für den Herbst: Von 6. bis 16. September 2018 findet die Kletter-WM in Innsbruck statt. Ein idealer Zeitpunkt also um nicht nur selbst die Felsen zu erklimmen, sondern auch den Profis dabei zuzusehen. Und um sich zu informieren oder mit Gleichgesinnten eine schöne Zeit zu verbringen. Hier gibt’s weitere Infos zur Kletter WM.

 

 

Titelbild: Danke an ©Stephan Wiesner!

 

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