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Sport gehört zum Tiroler Konzept für Winter einfach dazu! Die Bergbahnen Oberperfuss im Skigebiet Rangger Köpfl zeigen, was man auch als kleines Skigebiet aus einem einzelnen Berg herausholen kann.

Ein Berg für Familien: das Rangger Köpfl

Das Rangger Köpfl ist schwer zu verwechseln. Eine lange Piste schlängelt sich durch den Wald hinauf bis zu seinem runden, kahlen Gipfel. Der Kontrast zur scharfen Silhouette des Rosskogels daneben lässt den Berg gleich noch etwas sanfter wirken. Sehr passend zu dem Bild, das Manuel Hujara, Geschäftsführer der Bergbahnen Oberperfuss, vom Skigebiet zeichnet: „Es ist ein Familien- und Anfängerberg, jetzt am Öffnungswochenende waren sogar extrem viele Familien da.“

Voller Einsatz für ihren Berg

Als nicht nur bei den Kleinen beliebtes Kleinskigebiet hat man gelernt, das Beste aus den verfügbaren Ressourcen zu machen. Rund 30 Personen arbeiten mehr oder weniger rund um die Uhr daran, den Betrieb auf Vordermann zu halten. „Es gibt kein Aufhören und kein Anfangen“, erklärt Hujara den üblichen Rhythmus, oder besser gesagt dessen Abwesenheit.

Um acht Uhr morgens schwärmen die Mitarbeiter:innen auf ihre Posten aus, letzte Kontrollfahrten werden unternommen, bevor um neun Uhr der Betrieb mit den Gästen beginnt. Wenn um 16:00 Uhr – oder auch etwas später – die Letzten die Piste verlassen haben, stehen erneut Kontrollfahrten an. Ist auch wirklich niemand mehr unterwegs, nehmen die beiden Pistenraupen die Arbeit auf und versetzen die von Skikanten zerfurchte Piste wieder in ihren ebenmäßigen Ursprungszustand. Das geht bis etwa Mitternacht – sofern die Witterung passt. Bei starkem Schneefall wäre die Arbeit der Pistenraupen nämlich umsonst. Dann heißt es warten und eine Frühschicht ab drei Uhr einlegen.

Frisch präparierter Schnee muss sich erst setzen und in der kalten Nachtluft aushärten, damit am nächsten Tag eine griffige Piste entsteht. Dabei helfen auch die feinen Rillen, die die Pistenraupen in der Oberfläche hinterlassen. Sie bedeuten mehr Angriffsfläche für die Kälte – und nebenher ein angenehmeres Fahrgefühl auf Skiern.

Sanfter Sportberg: Skifahren, Rodeln, Langlaufen

Präpariert werden müssen nicht nur die zwölf Kilometer Piste, sondern auch neun Kilometer Rodelbahn und fünf Kilometer Loipe. „Das ist schon eine breite Palette für einen einzelnen Berg“, zeigt sich Hujara zufrieden. Für das Angebot musste auch einiges getan werden, man habe im oberen Teil quasi ein neues Skigebiet gebaut. Der alte Schlepper zum Gipfel hatte ausgedient und wurde durch eine Sessellift-Gondel-Kombination ersetzt. In diesem Bereich kam außerdem ein neuer Abschnitt der Rodelbahn und eine Panoramaloipe hinzu. Das war es aber noch nicht in Sachen neuer Infrastruktur, denn auch das Kabelnetz wurde getauscht, Lichtwellenleiter aka Internet und Kanal bis ganz nach oben gezogen. Merke: Für einen Bergbahnbetrieb braucht es sehr viel mehr als ausreichend Schnee!

Rund ums Jahr

Die Abnahme der Bauprojekte durch die oberste Seilbahnbehörde erfolgte erst Tage vor dem Start der Wintersaison, die wiederum nur fünf Wochen nach Ende des Sommerbetriebs begann. Kein Aufhören und kein Anfangen, das trifft auf Jahre ebenso zu wie auf Tage. „Wir sind ein Ganzjahresberg. Revision passiert zwischen Winter und Frühling, da muss quasi der Winter verräumt und die Wege bereit für den Sommerbetrieb gemacht werden“, so Hujara.

Als Kleinstskigebiet hat das Rangger Köpfl seine Ressourcen besonders im Auge, denn selbst das Wasserreservoir für die Beschneiung ist nicht besonders groß. Aber: Man weiß sich zu helfen. Extra Schneedepots für die Rodelbahn ermöglichten es im letzten Winter, dass man sie vergleichsweise lange offen halten konnte. Die Präparation von Loipe und Rodelbahn erfolgt durch ein lokales, externes Unternehmen, das alles in einer langen, eleganten Schleife abdecken kann. Hoch technologisierte Schneemanagementsysteme werden mit Erfahrung durch eine Ressource abgedeckt, die man nicht zukaufen kann.

Die Natur als Grenze

Bei aller Begeisterung für den geglückten Saisonstart bei "Kaiserwetter": Herausforderungen gibt es laut Hujara immer. Das fängt bei den Besonderheiten in den üblichen Abläufen an, beispielsweise dem Nachtbetrieb an zwei Tagen in der Woche. Die Präparierung kann auf den betroffenen Pistenabschnitten erst später erfolgen, die damit weniger Zeit haben, auszukühlen und für den nächsten Tag hart zu werden.
Dann natürlich die Witterung, mit der jeder Outdoor-Betrieb zu kämpfen hat. Beim Neubau der Bahnanlage wurde genau ausgelotet, wie sie dem Wind am besten trotzen kann. So trotzt die Bahn den Böen, auch wenn es für die Skifahrer auf der Piste vielleicht etwas ungemütlich wird. 

Hujara erklärt: „Wir leben mit der Natur, nicht gegen sie. Da müssen wir uns anpassen.“ Er hat beobachtet, dass auch manchen Gästegruppen sich vom Wetter deutlich weniger beeindrucken lassen als andere. Rodelbegeisterte etwa zeigen Schneefall und Wind eher die kalte Schulter als jene, die auf der Piste unterwegs sind. Auf dem Rangger Köpfl kommen so einige Zielgruppen zusammen: Ski- und Snowboardbegeisterte, Rodler:innen, Skitourenfans, Langläufer:innen und Menschen, die die Winterwanderwege erkunden. Die laut Hujara erstaunlich friedliche Koexistenz macht die räumliche Trennung der Interessensgruppen möglich – selbst am kleinen Rangger Köpfl ist mit etwas Geschick für alle genügend Platz. 

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