foodsharing

Ein neues Jahr bricht an und wir sind guter Dinge, dass nun alles besser wird. Schlechte Angewohnheiten lassen wir hinter uns. Dafür wollen wir uns mehr bewegen, mit dem Rauchen aufhören oder den Tag mit einer Meditation beginnen – viele von uns nehmen sich einiges vor fürs kommende Jahr.  Vielleicht gehört ihr aber auch zu den Menschen, die gar nichts von Neujahrsvorsätzen halten. Beides ist vollkommen o.k. und egal zu welcher Gruppe ihr gehört, ich möchte meinen Neujahrsvorsatz mit euch teilen.

Neujahrsvorsätze

Ich habe mir ganz fest vorgenommen, weniger Lebensmittel wegzuschmeißen. Bei uns zu Hause landet nämlich viel zu viel im Müll. Wenn man sich Statistiken ansieht, bin ich damit leider nicht alleine. Laut WWF gehen etwa 40 Prozent aller produzierten Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette verloren. Jedes Jahr entstehen circa 1 Million Tonnen vermeidbarer Lebensmittelabfälle in Österreich (valide Zahlen der Landwirtschaft fehlen allerdings). Die ungeheure Lebensmittelverschwendung weltweit ist für rund zehn Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich, das ist knapp doppelt so viel wie der jährliche Ausstoß des Autoverkehrs in der EU und den USA zusammen. Wenn wir uns diese Zahlen vor Augen führen, ist klar: Wir müssen etwas ändern.

Zu schade für die Tonne

Als ich im Oktober einen Beitrag über den Weltacker Innsbruck schreiben und bei dem von der Genossenschaft feld:schafft organisierten Erntedankfest dabei sein durfte, lernte ich die Initiative foodsharing kennen. Diese trug zum „Catering“ bei. Es gab Brot, süßes Gebäck, Obst, Gemüse, Pudding und vieles mehr. Soweit so gut, aber auch nicht aufregend. Aufregend war allerdings, dass alle Produkte eigentlich im Müll hätten landen sollen. Wir konnten sie nur deswegen genießen, da sie von der Initiative foodsharing vor der Tonne gerettet wurden. Das machte mich neugierig und ich wollte unbedingt mehr erfahren. Deswegen freue ich mich sehr, euch hiermit auch von foodsharing erzählen zu dürfen, denn es passt wunderbar zu meinem Neujahrsvorsatz. 

Was ist Foodsharing

Die Plattform foodsharing.de feierte im Dezember 2022 einen runden Geburtstag. Vor 10 Jahren – am 12.12.2012 – ging sie online. Seitdem setzt sich die Initiative gegen Lebensmittelverschwendung ein, rettet überproduzierte und nicht gewollte Lebensmittel vor der Tonne. Ehrenamtliche „Foodsaver*innen“ holen nicht verkaufte Lebensmittel von Bäckereien, Supermärkten oder Großhändlern ab und verteilen diese unentgeltlich. „Oberste Priorität von Foodsharing ist, die Lebensmittel vor der Mülltonne zu bewahren - ob wir sie an Obdachlose, Flüchtlinge oder in der Nachbarschaft weiterverteilen, ist gleich“, erklärt mir Verena Wagner – eine der Lebensmittelretterinnen. Verteilt werden die Nahrungsmittel an die, die sie möchten und brauchen. Für jedermann zugänglich sind die geretteten Lebensmittel in sogenannten „Fairteilern“. Das sind Regale und Kühlschränke an öffentlichen Orten, die von den „Foodsaver*innen“ befüllt werden. Auch in Innsbruck gibt es derzeit vier Stück. Also vielleicht schaut ihr, bevor ihr das nächste Mal in den Supermarkt geht, doch bei einem „Fairteiler“ vorbei. 

Eine preisgekrönte Initiative

2021 bewarben sich 13 Projekte in verschiedenen Kategorien um den mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis 2021 der Stadt Innsbruck. Unter den vier ausgezeichneten Projekten ist auch foodsharing Tirol mit seinen „Fairteilern“. Ungefähr 400 „Foodsaver*innen“ unterstützen derzeit das Projekt in Innsbruck. Wenn auch ihr Lebensmittelretter werden wollt, schaut euch doch mal hier um. Für einen noch besseren Einblick, empfehle ich euch dieses YouTube-Video. Wenn ihr ein Unternehmen seid und euch der Initiative anschließen wollt, findet ihr hier alles, was ihr wissen müsst.

Was können wir gegen diese unglaubliche Verschwendung tun?

Es ist sehr einfach, die Schuld an der Lebensmittelverschwendung nur auf die großen Konzerne abzuwälzen. Tatsache ist aber, dass die Hälfte der vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Österreich direkt zu Hause entsteht. Laut WWF landen hierzulande jährlich bis zu 521.000 Tonnen an genießbaren Lebensmitteln pro Haushalt im Müll. Das entspricht einem Wert von bis zu 800,00 €. Das ist ein Wahnsinn und absolut unnötig, aber gerade bei den Teuerungen, die wir zur Zeit verkraften müssen, ist es unvorstellbar, wie unbedacht wir mit unseren Nahrungsmitteln umgehen.

Alles eine Frage der Wertschätzung

Mit dem Thema Lebensmittelverschwendung habe ich mich bereits in meinem Beitrag über den Weltacker beschäftigt. Claudia Sacher war damals so nett und hat uns ein paar ganz einfache und leicht umsetzbare Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung gegeben. Also hüpft am besten mal rüber. Besonders schlimm finde ich, wenn Fleisch, Fleischprodukte und Fisch im Müll landen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er vegan oder vegetarisch leben möchte, oder so wie ich gerne ab und zu Fleisch isst. Fakt ist aber, dass für unseren Genuss ein Tier sterben musste. Regenwälder und Graslandschaften werden für die Futtermittelproduktion abgeholzt oder abgebrannt. 93 Prozent der globalen Fischbestände sind entweder überfischt oder bis an ihre Grenzen befischt. Wenn wir im Supermarkt vor der Fleischtheke stehen, sollten wir uns das vielleicht öfter ins Gedächtnis rufen und wirklich nur das kaufen, was wir brauchen. Schlussendlich läuft alles auf die Wertschätzung unserer Lebensmittel hinaus.

Aller Anfang ist schwer

Ich hoffe, ich konnte euer Interesse für dieses wichtige Thema wecken. Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich dankbar, diesen Artikel schreiben und mich dadurch noch mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen zu dürfen. Denn ich bin, was das angeht, absoluter Anfänger. Bei uns zuhause landet, wie gesagt, viel zu viel im Müll. Ich bin unorganisiert und kaufe zu viel von den falschen Dingen. Dann bin ich mit den Massen an Lebensmitteln überfordert und weiß nicht, was ich kochen soll. Vielleicht geht es euch ja ähnlich. Wenn ja, schaut auf der Instagram-Seite von foodsharing.de oder foodsharing Innsbruck vorbei. Dort findet ihr neben Informationen, praktischen Lifehacks auch Rezepte – alles was ihr braucht, um euren Lebensmittelabfall so klein wie möglich zu halten. Zu diesem Thema und zum Foodsharing Innsbruck hat auch Lebensmittelretterin, Bloggerin und Autorin Verena Wagner einiges zu sagen. „Mindestens haltbar bis heißt nicht tödlich ab…“, ist beispielsweise einer ihrer Sätze, der sich bei mir eingebrannt hat. Ich empfehle euch auf jeden Fall den Podcast „How to SDG!“ der Uni Innsbruck. In Folge 14 könnt ihr euch das Interview mit Verena anhören. Danach wisst ihr alles, was ihr zum Thema foodsharing in Innsbruck wissen müsst. Den Podcast gibt’s auf allen gängigen Podcast-Plattformen oder auf YouTube.

Nun bleibt mir nichts anderes mehr, als allen ein frohes neues Jahr zu wünschen! Machen wir das Beste daraus!

Informationen

Homepage:
foodsharing.de
foodsharing Innsbruck

Instagram
foodsharing.de
foodsharing Innsbruck

Fairteiler" in Innsbruck: Die Bäckerei - Kulturbackstube, Fairteiler Moustache, Outdoor-Fairteiler Botanischer Garten, Stadtteilzentrum Wilten

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