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Die Sonderausstellung „Maximilian1 – Glanzstücke der Innsbrucker Hofplattnerei“ wurde Ende Mai 2023 in der Kaiserlichen Hofburg eröffnet. Zu den Glanzstücken zählt der außergewöhnliche Hörnerhelm, der von Konrad Seusenhofer in Innsbruck angefertigt wurde. Dieser war wohl ein Geschenk von Kaiser Maximilian I. an Heinrich VIII. von England. Allein dieser Helm ist sehenswert, doch weitere wertvolle Leihgaben, beeindruckende Digitalisate, Animationen und Filme machen die Ausstellung zum Erlebnis.

Hinter den Kulissen – kurz vor der Eröffnung

Als Stadtführerin und Mitglied von Per-Pedes-Stadtführungen werde ich gelegentlich zu ungewöhnlichen „Auftritten“ in historischen Kostümen eingeteilt – zuletzt gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen für die oben erwähnte Ausstellungseröffnung. Die Kuratorin Monika Frenzel kenne ich inzwischen schon viele Jahre, und Kostümführungen sind eine ihrer großen Leidenschaften. Für ihre aktuelle AusstellungMaximilian1 – Glanzstücke der Innsbrucker Hofplattnerei“ steckte sie uns in die Kostüme und teilte uns in der gesamten Schau als schmucke Auskunftsposten ein. Zur Vorbereitung dafür durften wir exklusiv zwei Abende vor der Eröffnung in die Ausstellung schnuppern.

Die Maximilian1-Sonderausstellung wurde im Jubiläumsjahr 2019 im ersten Stock der Innsbrucker Hofburg eröffnet. Anschließend wurde die Schau in eine Dauerausstellung umgewandelt. Regelmäßig gibt es einen neuen Schwerpunkt, nach den Mummereien und den Turnieren folgen nun die Glanzstücke der Hofplattnerei.

Hämmern, malen und beschriften bis zur letzten Sekunde

Wir kamen mit der Kuratorin erst nach 17 Uhr in die Ausstellungsräume, doch es wurde immer noch und wahrscheinlich sogar bis weit in die Nacht hinein gearbeitet. So kurz vor der Eröffnung gab es viel zu tun! Es roch nach frischer Farbe, am Boden lag Folie, man hörte Hämmern, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen auf Leitern, um da noch etwas zu fixieren oder um dort die Beleuchtung einzurichten. Erstmals wurde mir hautnah bewusst, dass die Gestaltung von Ausstellungen auch handwerklich extrem spannend (und offensichtlich mit großem Zeitdruck verbunden) ist.

Mitreißende Kuratorenführung

Monika Frenzel war sofort in ihrem Element und ich – wieder einmal – schwer beeindruckt. Während meiner Ausbildung als Austriaguide und in den letzten Jahren beschäftigte ich mich recht viel mit Kaiser Maximilian I. Wenn ich augenzwinkernd sage, dass ich mehr über ihn wisse als über manche meiner Freunde, dann steckt da ziemlich viel Wahrheit drin. Doch die Kunsthistorikerin Frenzel hat schon etliche Maximilian-Ausstellungen kuratiert, Ausstellungsstraßen konzipiert, das legendäre Hoffest in Innsbruck ausgerichtet und mehrere Arbeiten über „den letzten Ritter“ Maximilian publiziert – kurz: Sie ist eine echte Maximilian-Expertin. Trotz ihres geballten Wissens forscht sie immer weiter, um in der aktuellen Schau also spektakuläre Stücke und neue Erkenntnisse zu Maximilians Hofplattnerei zu präsentieren.

Als sie uns die Neuerungen und Highlights der Ausstellung zeigte und erklärte, schwappte ihre Begeisterung sofort über. Der Schwerpunkt liegt heuer auf Groteskhelmen und Kostümharnischen aus der Werkstatt Konrad Seusenhofers, der Hofplattner unter Kaiser Maximilian I. in Innsbruck war.

Die sehr kostbaren Leihgaben, beispielsweise Groteskhelme aus den Royal Armouries in Leeds, der Livrustkammeren in Stockholm oder aus dem Historischen Museum in Bamberg, konnten wir uns an diesem Abend in der noch nicht ganz fertigen Ausstellung genauestens ansehen. An den Vitrinen fehlten zwar noch die wichtigen Beschriftungen, doch – und das ist schon außergewöhnlich – der Raum mit den „Glanzstücken“, den Helmen, wurde und wird laufend bewacht.

Bei den Groteskhelmen darf einer natürlich nicht fehlen: Der Helm aus dem Museum Goldenes Dachl, den die damalige Bürgermeisterin Hilde Zach bei Sothebyʼs ersteigerte und nach Innsbruck brachte, ist leihweise in der Hofburg zu sehen. Seine spannende Geschichte kann man in diesem Blogartikel nachlesen. (Innsbrucker Groteskhelm: vermutlich von Konrads Bruder Hans Seusenhofer, Innsbrucker Hofplattnerei um 1530, seit 1995 im Museum Goldenes Dachl; Groteskhelm aus Bamberg: Historisches Museum Bamberg, 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, vermutlich süddeutsch.)

Und Showtime!

Zwei Tage später übrigens, bei der Eröffnung, war dann alles – von Bildern über Screens bis hin zu den Beschriftungen – am richtigen Platz. Die Nachtschichten der fleißigen Mitarbeitenden hatten sich definitiv gelohnt! Für mich war es eine eindrucksvolle Sache, die fertige Ausstellung zu sehen.

Die Haute Couture der Rüstungen aus Innsbruck

In der Hofplattnerei von Konrad Seusenhofer wurden ab 1504 Brust- und Rückenplatten für die zahlreichen Kriegszüge des Kaisers, die sogenannten „Krebse“, produziert. Zusätzlich fertigte man dort auch kunstvolle Prunkharnische mit dazu passenden Helmen. Maximilians Plattner entwickelte diese Harnische und Groteskhelme in erster Linie für Hoffeste, Umzüge und Schau- oder Scherzturniere. Die Helme sahen häufig furchteinflößend aus, um die Betrachter zu erschrecken, sie verfügten aber über einen beeindruckenden Detailreichtum.

Konrad Seusenhofer stellte mit hoher Kunstfertigkeit zudem aufwendige Harnische, also vollständige Rüstungen, her, die der damaligen Mode nachempfunden waren. Die wohl höchste Stufe seines Könnens zeigte er in den Faltenrockharnischen. Diese wurden oft mit aufwendigen Gravuren, Ätzungen oder Vergoldungen verziert.

Kaiser Maximilian I. gab gleich mehrere solcher kostbaren Harnische samt Helmen bei Seusenhofer in Auftrag, um sie zu verschenken. Zu den Beschenkten zählte unter anderem Heinrich VIII. von England, sein Hörnerhelm ist das Highlight der Ausstellung.

Seusenhofers Schaffenszeit war kurz, wir sprechen von nur rund zehn Jahren, und leider sind von seinen prunkvollen Rüstungen kaum welche erhalten. Wegen der kostbaren Materialien wurden solche Werke oft eingeschmolzen.

Neue Medien ermöglichen neue Erlebnisse

Originale wie der Hörnerhelm aus Leeds haben natürlich ihren besonderen Reiz. Doch auch neuartige Präsentationen haben in der Ausstellung ihren Platz und nehmen die Besucher mit auf außergewöhnliche Entdeckungsreisen. Ein Höhepunkt ist ein digitales Replikat des „Silbernen und gravierten Harnischs“ aus dem White Tower in London. In einer bemerkenswerten Animation der Artfabrik und des Art-Directors Manfred Corrine ist diese einzigartige Rüstung von allen Seiten zu sehen. Und nicht nur das: Die zahlreichen Verzierungen werden dabei deutlich hervorgehoben, und so lassen sich Details entdecken, die sonst vielleicht untergingen. Dieser „Silberne und gravierte Harnisch“ wird einem italienischen Plattner aus Greenwich zugeschrieben, doch Monika Frenzel und einige weitere Historiker sind überzeugt, dass eigentlich Seusenhofer als sein Schöpfer anzusehen ist. Die Kuratorin erläuterte uns alle Indizien, die darauf hinwiesen. Zuschreibungen historischer Kunstwerke können also durchaus zu spannenden Krimis werden.

Durchdacht und gelungen

Die gesamte Ausstellung ist mit verschiedensten Medien und als Erlebnis für alle Sinne aufgebaut. Filme, Animationen, aber auch Hintergrundmusik gehören dazu. Der Bergbau vom Erz zur Platte wird genau erklärt, und große und kleine Besucher können dabei in eine Grube kriechen und hautnah spüren, wie sich die Bergknappen damals gefühlt haben. Ein Nachbau von Seusenhofers Werkstätte ist in der Ausstellung zu sehen (500 Jahre alte Schmiede aus Molln), und ein Film in dieser Szenerie zeigt deutlich das körperlich schwere Handwerk der Plattner.

Der Art-Director Manfred Corrine sagte bei der Ausstellungseröffnung zu diesen Konzepten, dass er sich gut an seine eigene Jugend und an die konservative Geschichtsvermittlung erinnere – und dass ziemlich wenig davon hängenblieb. Man könne Geschichte aber auch spannend präsentieren, und genau das versuche man hier in der Ausstellung in der Hofburg. Ich finde, das merkt man auch. Es ist wirklich gut gelungen!

Ausstellungsorganisation, Bücher und vieles mehr

Kuratorin Monika Frenzel erzählt mir, wie viel Engagement, Arbeit und Einsatz des gesamten Projektteams in dieser Ausstellung steckt. Für das inhaltliche Konzept sowie für die Organisation der Leihgaben ist die Kunsthistorikerin verantwortlich. Mit den Rüstungen und Helmen der Hofplattnerei knüpft sie an das Turnier-Thema der letzten Ausstellung an, weil sie es schade findet, dass die außergewöhnliche Innsbrucker Werkstätte (bisher) nie die Beachtung bekam, die sie verdient.

Um den einzigartigen Hörnerhelm als Leihgabe nach Innsbruck zu holen, nahm sie es mit den als schwierig geltenden Royal Armouries auf. Und es gelang! Immerhin stammt der Helm ja aus Innsbruck, und er war sogar schon 1954 bei einer Ausstellung hier. Für ihre Forschung bekam Monika Frenzel so Einblick in die englische Literatur und Archivalien, was sie besonders spannend fand.

Multimedial aufbereitet

Die Zusammenstellung der Ausstellung erfolgte schließlich im bestens eingespielten Team mit Ausstellungsarchitekt Gerhard Veigel und mit Art-Director Manfred Corrine. Die Kuratorin lobt die Teamarbeit in höchsten Tönen. Seit ihrer ersten Ausstellungsmitarbeit in den 1980er-Jahren, als noch mit Karteikarten gearbeitet wurde, ist viel passiert. So staunt sie selbst immer wieder, was heute technisch möglich ist. Für Filme, Animationen, 3D-Drucke usw. ist sie offen und begeisterungsfähig. Die Ausstellung soll für die Besucher zum Erlebnis werden, doch auch die didaktisch gute Aufarbeitung steht für das Team im Vordergrund, das spürt man auch.

In Buchform gegossen

Begleitend zur Ausstellung erscheint außerdem ein Buch mit 160 Seiten. Der Titel lautet „Maximilian1 – Festkultur am Innsbrucker Hof – Jagd, Turniere und Mummereien als gar ‚lustig Kurzweil‘“, und zahlreiche Expertinnen und Experten lieferten ihre Beiträge dafür. Monika Frenzel freut sich besonders, dass auch viele junge Autoren an diesem Buchprojekt mitarbeiteten.

Wärmste Empfehlung

Die Ausstellung „Maximilian1 – Glanzstücke der Innsbrucker Hofplattnerei“ ist jedenfalls sehenswert und (für mich) ein beeindruckendes Erlebnis. Monika Frenzel überrascht mich immer wieder mit ihrem unglaublich umfangreichen Wissen, mit ihrer sprühenden Begeisterung und der mitreißenden Fähigkeit, all das mit spannenden Geschichten zu vermitteln. In ihrer Ausstellung in der Hofburg steckt viel Feuer und Herzblut. Das finde ich inspirierend und dazu gratuliere ich.

Postskriptum: Um den vielgenannten Hörnerhelm tatsächlich zu sehen, muss man in die Ausstellung kommen. Die Royal Armouries sind streng, was Bildrechte betrifft ...

Projektteam der Ausstellung

  • Kuratorin: Dr. Monika Frenzel
  • Assistenz: Fabian Karner
  • Projektleitung: Hofrat Mag. Markus Wimmer
  • Assistenz der Projektleitung: Christian Gepp, BA, MA
  • Ausstellungsarchitekt: Gerhard Veigel
  • Art-Director: Manfred Corrine

Kurzinfos und Links

Sonderausstellung „Maximilian1 – Glanzstücke der Innsbrucker Hofplattnereibis 31. Oktober 2023 in der Hofburg Innsbruck; Öffnungszeiten: 9–17 Uhr
Kuratorenführungen: 6. August, 3. September, 1. Oktober 2023, jeweils um 14:30 Uhr

Kaiserliche Hofburg Innsbruck, Rennweg 1, 6020 Innsbruck, Tel. +43 1 536 49-814111, www.hofburg-innsbruck.at, hofburg.ibk@burghauptmannschaft.at

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