Werner Schuchter

Er wurde in Innsbruck geboren, wohnte jahrzehntelang in Neu-Götzens im Mittelgebirge und hat vor kurzem seinen Wohnsitz der Liebe wegen ins angrenzende Allgäu verlegt: Werner Schuchter. Der gelernte Lithograf und Grafiker ist in Tirol als eine Art musizierender ‚Heimatdichter‘ bekannt. Seit 25 Jahren verlegt er die sechsmal jährlich erscheinende ‚Dorfzeitung für das westliche Mittelgebirge und das Sellrain‘. Man darf ihn also mit Fug und Recht als multimedialen Tausendsassa bezeichnen. 

Schon als Kind, erzählt er, waren Zeichnen und Musik sein erklärtes Hobby, die Gitarre lag stets griffbereit. Künstlerische Fertigkeiten sollten denn auch seine Zukunft bestimmen. Werner Schuchter erlernte den Beruf eines Lithographen und Grafikers, arbeitete in einer Werbeagentur und leitete 15 Jahre lang einen Druckereibetrieb. Im Männerchor sang er 30 Jahre lang den zweiten Bass. Abwechslung und Vielfalt sind es, die das Leben des heute 66-Jährigen kennzeichnen.

Dorfzeitung und Arbeitslosen-Betreuer

Zwei Ereignisse prägten Werner Schuchters Leben. Als seine Frau 1997 einem Krebsleiden erlag, suchte er eine Tätigkeit, die ihn ablenken konnte. Er gründete die ‚Dorfzeitung für das westliche Mittelgebirge und das Sellrain. Und als er im Alter von 55 Jahren als Druckereileiter quasi ‚wegrationalisiert‘ wurde, machte er aus der Not eine Tugend. Schuchter absolvierte in den sechs Jahren seiner Arbeitslosigkeit eine Ausbildung zum Atem- und Entspannungscoach, besuchte Seminare im energetischen und schamanischen Bereich und absolvierte Heilseminare. Eine Ausbildung als Genesungsbegleiter, der Menschen mit psychischer Erkrankung betreut, schloss sich an. 

Bei so viel Lernfreude war’s auch wenig überraschend, dass ihm das Arbeitsmarktservice AMS im Alter von 61 Jahren einen Job als Betreuer für Langzeitarbeitslose angeboten hat. „Ich war vermutlich der einzige Berater in Österreich, der konkrete persönliche Erfahrungen in der Langzeitarbeitlosigkeit aufweisen konnte“, meint er heute lachend. 

150 Kurzgeschichten in Reime gefasst

Ein bleibendes ‚Denkmal‘ setzte sich Schuchter aber mit der Gründung der ‚Dorfzeitung für das westliche Mittelgebirge und das Sellrain. Die sechsmal jährlich erscheinende Zeitung informiert nicht nur über das Dorfgeschehen, sondern promotet auch die Veranstaltungen. „Diese Zeitung hatte ich quasi als Hobby gegründet. Sie versteht sich weniger als reines Mitteilungsorgan, sondern als eine Zeitung, die Informationen in kleinen Geschichten anbietet“, erklärt er. Mord und Totschlag gibt’s übrigens nicht, das wäre ihm viel zu negativ.

Dass er sich nie als Redakteur verstanden hat, brachte schon bald ein neues Talent in ihm zum Glänzen. Viele Leser hätten damals gefragt, weshalb er nicht ein Buch schreibe. Also setzte er sich hin und schrieb sein erstes Buch „Nur ein bisschen gelogen. Beim Verfassen eines weiteren Buches entdeckte er per Zufall seine Fähigkeit zum Reimen. Und das im Tiroler Dialekt. In der Folge entstanden etwa 150 kurze Geschichten in Reimform. Die meisten regen zum Lachen und Schmunzeln an, „da ich den Leuten ja eine Freude machen will“, sagt Schuchter bescheiden.

Hier ein kleines Beispiel: 

Die Lesung im Weinkeller

A Lesung im Weinkeller! Wem isch denn des grad eing’fall’n?

Was megsch da les’n, wenn alle b’soffn sein und lall’n?

Vor lauter koscht’n und probier’n

sein manche scho ganz deppat im Hirn.

Sie red’n lei Bledsinn, gröl’n und singen,

hey, fia was soll i denen a G’schichtl bringen?

Horcht ma ja do koa Mensch zua.

„Fix Teifl noamol! Isch jetzt endlich da a Ruah?!

Des isch von Anfang an a deppate Idee g’wes’n

Da habt’s mei Buach, kennts enk de G’schichtln selba les’n!“

Und da er seine diversen Hobbys verbinden wollte, vertonte Schuchter seine Tiroler Gedichte. Er trägt sie nun mit fester Stimme bei seinen überaus beliebten Veranstaltungen vor. „Da kam mir meine jahrelange Tätigkeit im Männerchor zugute“, sagt er heute. 

Sein Start als ‚musizierender und singender Alleinunterhalter in Tiroler Mundart‘ war eigentlich eine Volksmusiksendung auf Radio Tirol, zu der er seine Gedichte vorgetragen hatte. „Da kam die Idee auf, bei meinen Lesungen auch eigene Musik auf meiner Gitarre darzubieten.“ Das alleinige Geschichtenerzählen tritt nun mehr in den Hintergrund. Er verbindet das Musikalische auch mit diversen Entspannungsübungen und Texten zum Nachdenken. Seine Abende garniert er gerne mit entspannenden Fantasiereisen. „Was bei meinen Gästen sehr gut ankommt“, wie er sagt.

Ein solcher Abend findet übrigens am 16. März ab 17:30 Uhr im Café ‚Schauplats‘ in Axams bei freiem Eintritt statt. 

Werner Schuchter – Die Welt is schen

Die Liebe hat Werner Schuchter vor rund einem Jahr ins Allgäu verschlagen. Dort versucht er jetzt als musikalischer Autor und Geschichtenerzähler, aber vor allem als Entspannungscoach und im spirituellen Bereich Fuß zu fassen.

Viel Zeit genießt er auch mit seiner Husky-Hündin Akela, die vor knapp drei Jahren in sein Leben trat, und mit ihr ist er per Schlitten oder Scooter unterwegs. „Noch klappt es nicht wirklich“, meint er, „aber das wird schon werden.“

Werner Schuchters nächste Lesung:

„Ruhige Fastenzeit –  Heiteres auf Tirolerisch & musikalisch Besinnliches“

Am Donnerstag, 16. März 2023, ab 17:30 Uhr im ‚Schauplats‘ Axams. Um Anmeldung wird gebeten: Tel. +43 676/400 06 69.

Alle Bilder: © W. Schuchter

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