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Unsere Innsbruck Blogger zeigen euch ihre Lieblingsplätze und verraten ihre persönlichen Geheimtipps. Den Auftakt zur neuen Blogserie macht Werner Kräutler, der seit Gründung des Innsbruck Blog fixer Bestandteil unseres Teams ist. Der gebürtige Vorarlberger hat in Innsbruck Volkswirtschaft und Politologie studiert und ist mit einigen beruflichen Abstechern, zB ins Ötztal oder nach Bangkok, wieder hier gelandet. Neben seinem großen Innsbruckwissen, hat er aber vor allem eins: einen Riecher für die wirklich interessanten Geschichten. So wird selbst die (auf den ersten Blick) langweiligste historische Stätte zu einem spannenden Ausflug. Ähnlich wie bei einer guten Dokumentation im Fernsehen, wo man sich am Ende plötzlich für etwas interessiert, von dem man noch nie zuvor gehört hat. 

Werner Kräutler vom Cafe Central. Foto: © Lea Hajner

Werner Kräutler vorm Cafe Central. Foto: ©Lea Hajner

Neben seinen diversen Blogs zu Wanderungen am Jakobweg, schreibt Werner, der mittlerweile in Pension ist, in erster Linie auf Tirol isch toll über seine Entdeckungen in der Heimat. Und da ist allerhand dabei, von urigen Dörfern über neue Bücher bis hin zu unbekannten Tälern, die mehr Aufmerksamkeit verdienen.

Für das Interview treffen wir uns im Café Central, denn hier „hock ich ganz gern“ wie Werner es ausdrückt. Das ist mir sehr recht, das Flair des alten Cafes erinnert mich an meine Heimatstadt Wien, guten Kaffee und gute Gespräche. Und heute, an einem besonders frostigen Wintertag, ist es umso gemütlicher sich hier bei einem Cappuccino aufzuwärmen.

Werner, zu welcher Jahreszeit ist Innsbruck für dich am Schönsten? 

Alle viere! Ganz ehrlich, ich kann jeder Jahreszeit etwas abgewinnen. Herbst und Frühling: Hofgarten, Sommer in den Bergen! Innsbruck ist die schönste Stadt für mich, ganz ehrlich: Ich kenne keine schönere Stadt auf der Welt. (überlegt kurz und lacht) Zu dem stehe ich, das kann ich begründen!

Welche drei Plätze zeigst du einem Freund, der nur einen Tag zu Besuch ist?  

Ganz klar: die Hungerburg, den Bergisel samt Rundgemälde und das goldene Dachl – inkl. Schluchtenscheißer.

Innsbruck hat viele schöne Aussichtspunkte, aber von wo hat man den allerschönsten Blick auf die Stadt?

Wenn man mit der Sonne schaut, von Heiligwasser (Patscherkofel). Gegen die Sonne schauen behagt mir nicht, deswegen trage ich auch einen Hut, da brauch‘ ich keine Sonnenbrille.

Panorama in Heiligwasser, Werner Kräutler

Welche Sehenswürdigkeiten oder Museen in Innsbruck werden unterschätzt?

Komplett unterschätzt ist das Volkskunstmuseum. Was ich sehr schätze, ist der bäuerliche Aspekt an Tirol, der äußert sich sehr selten nur noch. Im Volkskunstmuseum sehe ich die Dauerhaftigkeit des Lebens früher. Zum Beispiel wurden Krippenfiguren nicht jedes Jahr neu gemacht. Tische und Bänke war alles auf Dauerhaftigkeit ausgelegt. Es ist wenn man so will „das logische Leben“.

Wo bekommt man in Innsbruck richtig gute Tiroler Küche aufgetischt?

Nicht nur Tiroler Küche, aber in Bezug auf gute Wirtshausküche ist der Burenwirt in Hötting mein absoluter Favorit. Der Burenwirt ist sicher eins der letzten Gasthäuser, wo du das Gefühl bekommst, das ist ein Nachbarschaftsgasthaus. Da hocken wenig Touristen drin, sie haben eine picobello Küche mit natürlich viel zu großen Portionen und hin und wieder auch Musik.

Welches Gericht muss man einfach probiert haben?

Schlutzkrapfen (Kartoffel & Frischkäse Füllung) mit zerlassener Butter und darüber geriebener Bergkäse. Die mag ich extrem gern.

Was kommt aus Tirol, ist aber wenig bekannt?

Zum Beispiel gibt es ein Bier aus dem Zillertal, das aus Fisser Imperial Gerste gebraut wird, das sogenannte Tyroler Bier. Die Gerste ist eine uralte Sorte und hat 50% mehr Eiweiß als die Gerste, die man sonst so kaufen kann. Die Geste ist in den 70er Jahren fast verschwunden gewesen und erst vor einigen Jahren wieder neu angebaut worden. Ein echtes Tiroler Produkt.

Wo gilt für dich in Innsbruck: alt, aber immer wieder gut?

Genau hier, wo wir jetzt sitzen, im Cafe Central.

Welche drei Handwerksbetriebe in Innsbruck sollte man nicht verpassen?

Der Schmarda auf der Maria Theresienstraße (Leder und Taschner). Wenn du was aus Leder hast, das kaputt ist, lass es dir dort richten. Da musst mal reingehen! Die Maaz Schneiderei im WEST für Textilreparatur und Anfertigungen, Hemden macht er zum Beispiel, auch wenn man ihm das Material bringt. Ich bekomm jetzt bald wieder einen schönen gewebten Leinenstoff aus dem Stubai, da macht er mir ein Hemd. Und als drittes die Seifenfabrik von Walde drüben in Sankt Nikolaus, dort kauf ich auch gern ein.

Wenn wir ein ganz besonderes Mitbringsel aus der Gegend wollen: Wo schickst du uns hin?

Nochmal zum Schmader, so einen Rucksack von ihm hab ich auch schon mal verschenkt. Es gibt die in verschiedenen Größen und aus reißfestem Leinenstoff – super verarbeitet.

Mit welcher Literatur stimmt man sich auf Innsbruck ein? 

„Der Meister des siebtem Siegels“ von Johannes K Soyener, Wolfram zu Mondfeld. Ein Roman, der von Historikern geschrieben wurde und zu großen Teilen auch hier in Innsbruck spielt.

Gäbe es eine Zeitmaschine, in welches Jahr würdest du dich gerne als stiller Beobachter in Innsbruck beamen und wohin?

Ins Jahr 1500 zur Eröffnung des Goldenen Dachls. Ich glaub das war die absolute Hochblüte unserer Stadt. Ich glaube, dass es weder vorher noch nachher derart nobel hier zugegangen ist. Mich fasziniert Kaiser Maximilan I. schon seit längerer Zeit.

Innsbruck und die Berge, daran kommt man einfach nicht vorbei. Welche Hütte ist deine Lieblingshütte?

Die Pfeishütte. Ich find‘ die höchst angenehm, auch die Leute oben. Ich tu‘ vielen unrecht, die ich jetzt nicht nenne, aber wenn ich mich für eine entscheiden muss, dann die.

Wir hängen an unseren Innsbruck Trip noch drei Tage in Tirol an, wohin empfiehlst du uns zu fahren?

Nach Vals ins Wipptal. Hier bin ich im Sommer bei den Goaßen auf Helga’s Alm und halte Kurse mit der Schule der Alm. Hier gibt es wunderbare Wanderungen, zB auf die Hohe Zeisch. Ich zeig das den Leuten vor dem Hintergrund der drohenden Versteppung der Alpen und einem drohenden Verlust eines unglaublich alten Kulturlandes. Wenn jemand sagt, er liebt Almen, dann ist das Kulturland – nicht Wildnis. Das würde ich ihnen zeigen.

Danke für das Interview!

 

Titelbild: © Lea Hajner 

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