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Sicher im Schnee unterwegs

Eins der schönsten Erlebnisse in den Bergen ist es, sie im Wandel der Jahreszeiten zu sehen. Wer schon einmal im Sommer am Hafelekar gestanden ist, kann sich kaum vorstellen, dass sich im Winter hier Freerider auf Ski freiwillig und mit viel Vergnügen bergab stürzen. Im Winter hingegen scheint der Gedanke, dass man an heißen Tagen auf einem flachen Stein liegen und Sonne tanken kann, unglaublich fern. 

Jede Jahreszeit hat eben ihre Vorzüge – und ihre Sportarten. Wunderschöne Schneelandschaften und spektakuläre Videos in den Sozialen Medien laden schnell ein, sich selbst in den Schnee zu begeben. Doch welche Gefahren lauern im Winter in den Bergen, und wie können sie vermieden werden? Im Interview gibt Bergführer Gerold Santer Tipps zur Ausrüstung, empfiehlt Optionen für Einsteiger und teilt sein Wissen darüber, wie man die winterliche Natur sicher genießen kann. 

Bergführer Gerold Santer

Mit dem Sellraintal als Heimat und Spielplatz für seine Leidenschaft ist Gerold seit zwei Jahrzehnten als Bergführer unterwegs. Im Winter leitet er seine eigene Ski- & Alpinschule Follow Me im Kühtai und im Sellraintal. Spezialisiert auf Westalpentouren und die 4.000er der Alpen ist es für ihn als Familienmenschen oft eine Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. 

Gerold ist seit 2008 Ausbilder der Tiroler Bergwanderführer. Als Präsident des Verbands der Alpinschulen Österreichs liegt sein Fokus auf Ausbildung und Prävention. Durch laufende Schulungen in Lawinen- und Bergsteigerkursen setzt er sich aktiv für die Sicherheit seiner Gäste und Mitarbeiter ein.

Was braucht es aus seiner Sicht, um sicher im Winter in den Bergen rund um Innsbruck unterwegs zu sein? Wo lauern die Gefahren und wie kann man die winterliche Natur trotzdem genießen? Hier sind seine Antworten.

Experteninterview

Bei welchen Winteraktivitäten abseits der Piste ist die richtige Ausrüstung besonders entscheidend, und welche persönlichen Präferenzen hast du in Bezug auf deine Ausrüstung? 

An oberster Stelle steht die Sicherheit und die Funktion. Es sollte uns im Winter warm und trocken halten, damit wir gut vor Wind und Wetter geschützt sind. Wechselbekleidung sollte im Rucksack sein und auch ein warmes Getränk und entsprechend der Länge auch VerpflegungSonnenschutz für Haut, Augen und Kopf ebenso. Beim Skitourengehen und beim Schneeschuhwandern im von Lawinen bedrohten Gelände erfordert es zusätzlich zur Erfahrung und zum Wissen noch spezielle Sicherheitsausrüstung wie LVS Schaufel Sonde und eventuell Airbag. Genauso gehört heute ein Skihelm beim Skitouren gehen dazu.

Ansonsten gilt die funktionelle Bekleidung je nach Sportart als ausreichend. Auch beim Rodeln empfehle ich einen Helm zusätzlich.

Welche Routen oder Plätze in der Region Innsbruck empfiehlst du für Einsteiger in Sachen Skitour, Rodeln, Winterwandern und Schneeschuhwanderungen, unter Berücksichtigung von welchen Sicherheitsaspekten?

Die Region bietet generell viel Abwechslung, da möchte ich nicht einzelne hervorheben. Es benötigt bei allen Aktivitäten eine gute Planung. Nicht einfach drauflos, sondern vorher überlegen und mit der Sonne, der Temperatur und dem Wetter planen.

Im Raum Innsbruck haben wir in der Nähe der Stadt sowie bis auf über 3.000 Meter alles vor der Haustüre. Jeder hat andere Bedürfnisse und Wünsche und wird mit ein wenig Recherche sicherlich das passende finden. Generell ist es im Schnee auch gefährlich und es gibt viele Gefahren zu beachten. Wir befinden uns abseits von Wegen oder Pisten sofort im alpinen Gelände. Dieses erfordert ein Höchstmaß an Wissen.

Ich empfehle, sich einem Guide oder einer Organisation anzuschließen. Es gibt eine Vielzahl an Angeboten von kostenlos bis zum Privatguide.

Unterwegs mit Kids: was sollte man für eine Winterwanderung/Rodeln mit Kindern beachten oder besonders planen?

Das Alter bestimmt die Aktivität! Je jünger und kleiner die Kinder sind, desto weniger sollte es Zeit und Kraft erfordern.

Der Winter ist anstrengender als der Sommer. Kinder brauchen viel Abwechslung und Spaß! Weniger ist dann jedoch oft mehr… Spiele und Kuscheltiere nicht vergessen! 

Als Insider in Innsbruck kennst du sicherlich viele besondere Orte. Welche sind deine persönlichen Lieblingsplätze/Regionen im Winter?

Diesbezüglich möchte ich keine Auskunft gebe, da sonst alle hinwollen 😉

Über die sozialen Medien wird da schon viel zu viel gesteuert. Es sind dann einzelne Plätze so überladen, dass es keinen Spaß mehr macht.

Am besten ist es vorher nachzudenken, was man will und was man vorhat! Individuelle Planung und nicht einem Track aus dem Internet nachlaufen, dann stimmt das Bauchgefühl, die Sicherheitsvorkehrungen und das Ziel.

Gibt es besondere Zeiten im Winter, die sich besonders für bestimmte Aktivitäten eignen? Zum Beispiel für einzigartige Schneeverhältnisse oder weniger überlaufene Routen?

Zum ersten sollte man mit den aktuellen Bedingungen arbeiten und die Tageslänge sowie Sonnenstand, Temperatur und Wetter im Auge haben. Die Hänge neigen sich dann in bestimmte Himmelsrichtungen und werden unterschiedlich von der Sonne angestrahlt. Das bestimmt dann die Schneequalität und die Umwandlung der Schneekristalle. Also ist jeden Tag eine andere Tour gut oder eben nicht.

Erfahrung, Information und Beobachtung helfen dabei, die richtige Tour für den Tag zu finden.

Wo passieren deinem Eindruck nach die meisten Unfälle – und wie vermeidet man sie?

Beim Rodeln und beim Skifahren auf der Piste passiert am meisten. Skitourengeher sind schon erfahrener und geübter und handeln überlegter. Unfälle lassen sich nicht immer vermeiden, auch mit komplett ausschließen. Es benötigt einfach mehr Gefahrenbewusstsein und Vorbereitung auf die Aktivitäten.

Wenn solche Artikel dazu beitragen können, dann sehr gerne!

Da Notfallkontakte entscheidend sind, welche Nummer(n) sollte man sich vor einer Tour ins Handy einspeichern? Welche anderen Sicherheitsmaßnahmen sollte man immer treffen, bevor man ins freie Gelände geht?

140 ist der alpine Notruf und 112 der internationale Notruf, diese zwei sollten unbedingt gespeichert sein.

In Tirol verfügen wir über ein absolut professionelles und flächendeckendes Netz an Hilfsorganisationen sowohl im Tal als auch am Berg. Die Koordination übernimmt die Landeseigene Warnzentrale und Notfallzentrale. 

Weitere Infos

Geführte kostenlose Winteraktivitäten

Mit der Welcome Card (verfügbar ab einem Aufenthalt ab 2 Nächten bei ausgewählten Partnerhotels und Beherbergungsbetrieben) gibt es für Gäste in der Region die Möglichkeit, am kostenlosen geführtem Aktivprogramm teilzunehmen. Einige der Angebote führt Gerold mit seinen Kollegen aus Kühtai und Sellrain. 

Inspiration für einfache Anfänger Skitouren: 

Wer mit Gerold eine Schnupperskitour im Kühtai gehen möchte, findet alle Infos dazu hier!

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