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Innsbrucks historische Häuserfassaden verwandeln sich zum Jahreswechsel in bunte Kunstwerke. Fassadenmapping zu Silvester macht den Stadtspaziergang zum immersiven Lichterlebnis. Zauberhafte Kreationene erstrahlen an Gebäuden und tauchen die Stadt in magisches Licht. Mehr über das Fassadenmapping erfahrt ihr in diesem Interview mit Kuratorin Bettina Pelz.

Für alle, die es (noch) nicht kennen: Fassadenmapping – was ist darunter zu verstehen?

Bettina Pelz: Für die Projektionen fungiert die Fassade wie ein Koordinatensystem. Im Vorfeld haben wir 2D- und 3D-Modelle von der Fassade entwickelt. Mit diesen haben die Künstler ihre Kompositionen erarbeitet, jede Fassade hat einen Aufwand von mehreren Wochen bis jedes Pixel an seinem Platz ist. Jetzt beschäftigt uns gerade, die Vorstellungen der Künstler möglichst 1:1 aus dem Computer in den Stadtraum zu transportieren.

Wie mittendrin

Neben Hofburg, Dom zu St. Jakob, Stadtturm wird auch die Häuserzeile Maria Hilf illuminiert. Warum speziell diese Orte?

Pelz: Die Hofburg, der Dom zu St. Jakob und die historische Häuserzeile am Inn-Ufer gehören zu Innsbrucks Landmarken. Sie sind sowohl aus der Ferne zu sehen und zugleich kann das Publikum überall sehr nahe an die Fassade — eine ideale Voraussetzung für großformatige Projektionen. Sie faszinieren aus der Distanz und direkt vor den sehr großen Projektionsflächen wird der Bildeindruck immersiv sein.

Wie fanden Orte und Künstler zueinander?

Pelz: Als Kuratorin kenne ich sehr viele Künstlerinnen und Künstler, kenne ihre Arbeitsweisen und die damit verbundenen Möglichkeiten wie Erfordernisse. Ich stelle eine Vorschlagsliste zusammen, dann gibt es eine Art Verhandlungsprozess: Mit den Künstlern spreche ich über mögliche Ideen, mit den Technikerinnen und Technikern diskutiere ich die technischen Optionen und die möglichen Hindernisse. Und mit dem lokalen Team denken wir über Infrastruktur und Sicherheit nach — so war es auch in Innsbruck. Das Ergebnis ist die Synchronisierung der Bedingungen und die bestmöglichen Lösungen für die konkreten Situationen.

Fassadenmapping deluxe

Das hört sich für Laien sehr technisch an ...

Pelz: ...ja, aber es ist ein wirklich aufregender Prozess und eine großartige Teamleistung. So haben wir zwei neue Produktionen für die außergewöhnlichen Fassaden der Hofburg von Hartung Trenz und der Mariahilf-Häuserzeile von François Schwamborn. Und auch die detailreiche Projektion am Dom verwebt sich fantastisch mit der Architektur.

Was erzählen uns die einzelnen Künstler und wie „spielen“ sie zusammen?

Pelz: Wir sehen drei sehr unterschiedliche Herangehensweisen: Hartung Trenz‘ Motiv ist der Fluss des Lebens, ihre Bausteine sind Buchstaben und Zeichen in historischer und zeitgenössischen Gestaltungen. François Schwamborn experimentiert mit künstlichen Organismen, die sich wie Algen, Flechten oder ein Myzel über die Fassaden legen.  Filip Roca thematisiert Lichtpartikel, die die zeitliche Dynamik verkörpern. Jede Produktion hat ihr eigenes Elementarteilchen und zeigt diese in komplexen Systemen und Dynamiken.
Ein Highlight wird das Silvesterprojekt mit Kurt Laurenz Theinert sein. Für die letzten Stunden des Jahres wird er die Partysounds live in Lichtbilder verwandeln. Mit dem Visual Piano moduliert er Farben und Formen, Bewegungsmuster und Dynamiken, ein echtes Fest für die Augen.

Bild-Klang-Komposition

Die 3D-Lichtinstallationen werden durch Klanginstallationen begleitet. Verraten Sie uns doch etwas mehr darüber?

Pelz: Teil aller Projekte sind die Soundscapes, die in enger Kooperation zwischen den bildgebenden Künstlern und den Machern der Tonspur entwickelt werden. Sie zeichnen sich durch ungewöhnliche Kombinationen aus: Timber Hemprich an der Hofburg mischt Obertongesang und elektronische Klänge. Florian Schwamborn an den Mariahilf-Fassaden mäandert zwischen klassischer Komposition, Jazz und neuer Musik. Zarko Komar collagiert ausgesuchtes Material aus der Vielfalt zeitgenössischer Formate —  von Jazz bis hin zu neuen elektronischen Stilen. Sie alle schaffen außergewöhnliche Klangbilder, in die das Bildgeschehen, eingebettet wird. Für alle gilt: Es lohnt sich die Projekte einmal zu sehen und einmal mit geschlossenen Augen zu hören.

Was finden Sie persönlich besonders spannend an den künstlerischen Auseinandersetzungen?

Pelz: Jedes Projekt ist immer ein Prozess, in dem der Ort, die Technik und die künstlerischen Ideen zusammenwachsen. Diese Verhandlung gestalten alle mit und wenn es gut läuft, gibt es Projekte, die sich perfekt in ihre räumliche und atmosphärische Umgebung integrieren. Wie es gelingt dieses Zusammenspiel zu gestalten und wenn es gelingt, es perfekt zu orchestrieren, dann freue ich mich sehr!

Dunkelheit als Partner

Gewähren Sie uns auch einen Blick hinter die Kulissen? Welches technische Equipment ist nötig, um diese Lichtinstallationen durchzuführen?

 

Pelz: Auch das ist eigentlich ein sehr interessantes Thema: Wir haben energieeffizientelichtstarke Projektoren im Einsatz, die miteinander vernetzt sind, um diese großformatigen Bilder zu erzeugen. In der Vorbereitung wird jede Bildkomposition in Teile zerlegt, die dann für die Fassade umgerechnet werden und auf der Fassade nahtlos wieder zusammengefügt werden. Um den Eindruck von Farben und 3D-Formen zu unterstützen, reduzieren wir das Umgebungslicht. Dunkelheit ist die beste Leinwand für so große Projektionsfelder.

Wie lange dauerte die Vorbereitungszeit?

 

Pelz: Wir setzen mehr Technik ein als in den vergangenen Jahren, also müssen wir schon jetzt vor Weihnachten aufbauen, damit wir alle zu Weihnachten bei Freundinnen und Freunden bzw. Familien sein können. Am 2. Weihnachtstag sind wir dann vor Ort, damit alles bis zum 29. Dezember läuft.

Tolles Zusammenspiel

Worauf mussten Sie besonders achten, was war evtl. besonders herausfordernd, gefinkelt?

Pelz: Mehr Technik bedeutet auch mehr Wetterschutzcontainer, die irgendwo stehen müssen und längere Kabelwege — aber alles hat eine Lösung gefunden. Hier in Innsbruck haben wir ein erfahrenes Team getroffen, dass die vielen großen und kleinen Aspekte in der Vorbereitung sehr schnell verstehen und fast alle Aufgaben oder Probleme sehr schnell lösen konnte — da macht die Zusammenarbeit wirklich Freude.

Infos zum Innsbrucker Bergsilvester

Alle Infos zum Innsbrucker Bergsilvester finden sich kompakt hier.

 

Titelbild @ Innsbruck Tourismus

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