hungerburgbahn_brueckecCStadtarchi_Stadtmuseum Innsbruck

Vom Innsbrucker Stadtzentrum ganz ohne Anstrengung aufs Hafelekar auf knapp 2.300 Metern: Die Nordkettenbahnen gewähren uns damit Zugang zu spektakulären Ausblicken, die sonst nur Alpinisten vorbehalten sind. Sie verbinden die Tiroler Landeshauptstadt seit 1928 mit der Nordkette, dem südlichsten Gebirgszug des Karwendels. Seit fast hundert Jahren! Ein schöner Anlass, einen Blick auf die Geschichte der Nordkettenbahnen zu werfen. Das kleine Seilbahnmuseum in der Talstation der Seegrubenbahn auf der Hungerburg gewährt interessante Einblicke.

Drei nagelneue Nordkettenbahnen

Baustart der ersten beiden Nordkettenbahnen war 1927. Damals waren zwei Sektionen vorgesehen. Die erste von der Hungerburg bis zur Seegrube und die zweite von der Seegrube auf das Hafelekar. 

Die Planung erfolgte durch den Architekten Karl Innerebner. Den Bau übernahmen die Simmeringer Maschinen- und Waggonfabrik in Wien und die Firma Bleichert aus Deutschland. Nach einem Jahr Bauzeit gingen die beiden Sektionen in Betrieb. 

Anschließend verband man sie mit der Standseilbahn die bereits seit 1906 von der Mühlauer Kettenbrücke auf die Hungerburgführte. Deshalb trägt sie den passenden Namen Hungerburgbahn. Der Schienenkörper ist heute noch erhalten und gehört für viele zum Stadtbild dazu. Heute kann man luxuriöserweise bereits im Stadtzentrum zusteigen. Dieser Ausbauschritt sollte allerdings erst viele Jahre später folgen. 

Vom Stadtzentrum aufs Hafelekar: Neu seit 2004

2004 - ein großes Jahr für die Hungerburgbahn und Nordkettenbahnen: das Jahr der grundlegenden Erneuerung. Die elegant geschwungenen, gletscherähnlichen Stationen der Hungerburg entstanden. Wurden sie anfangs noch skeptisch beäugt, betrachtet man sie heute stolz als sehenswertes Beispiel moderner Architektur. Doch sie waren nur ein Teil des groß angelegten Modernisierungsprojektes. 

Neueste Technik und historische Bauten

Der umfangreiche Umbau gliederte sich in drei Abschnitte: die Neutrassierung und den Neubau der Hungerburgbahn sowie die Erneuerung der Bahnen zwischen der Hungerburgund der Station Seegrube und der Station Seegrube und der Bergstation Hafelekar. Bei der technischen Umsetzung der Nordkettenbahn-Abschnitte waren neben der Erhöhung der Beförderungskapazität auch denkmalpflegerische Aspekte zu berücksichtigen. Die von Franz Baumann in den 1920er Jahren gestalteten Stationsgebäude wurden größtenteils erhalten, wobei notwendige Änderungen unter der Leitung der Architekten Schlögl und Süß durchgeführt wurden.

Die Hafelekar-Bergstation, das Betriebsgebäude und Hotel Seegrube sowie die Talstation Hungerburg stehen unter Denkmalschutz. Die Erneuerungsmaßnahmen beinhalteten geringfügige Umbauten an den Stationen, den Rückbau von Einrichtungen, die seit ihrer Errichtung in den Jahren 1927/28 hinzugefügt wurden, sowie den vollständigen Austausch der technischen Anlagen. Heute können dank der neuen Bahnen bis zu 800 Personen pro Stunde von der Talstation Hungerburg zur Mittelstation Seegrube fahren. Am dritten Teilstück bis ganz oben aufs Kar verkehren bis zu 620 Personen pro Stunde. 

Die Hungerburgbahn: ein Stück Stadtgeschichte

Ein Teilstück der Nordkettenbahnen hat Öffi-Charakter: Die Hungerburgbahn ist nicht nur Transportmittel für Bergfans, sondern auch Zubringer zur Stadt für die Bewohner des Stadtteils Hungerburg. Ihre Ursprünge liegen in der 1906 gebauten Bahn von  Ingenieur Josef Riehl. Die Talstation lag gleich neben der "Rotunde", in der das berühmte Riesenrundgemälde der Schlacht vom Bergisel ausgestellt war. Von 572 Metern Seehöhe ging es hinauf auf 858 Meter, die Strecke war 0,84 Kilometer lang. Das Bild ist mittlerweile auf den Bergisel umgezogen, und auch die Hungerburgbahn verläuft nun anderswo. 

Designjuwel von Zaha Hadid

Im Dezember 2005 wurde die alte Hungerburgbahn eingestellt. Grund war die neue Bahn mit unterschiedlichem Verlauf und Start direkt im Stadtzentrum neben der Altstadt.  Stararchitektin und Design-Guru  Zaha Hadid schuf mit der neuen Hungerburgbahn ein weiteres Aushängeschild für die Tiroler Landeshauptstadt. Zuvor verhalf sie schon der berühmten Bergisel-Skisprungschanze zu ihrem neuen Gesicht. 

Vom Congress aus am Rande der Altstadt führt die neue Bahn über die Stationen Löwenhaus und Alpenzoo auf die Hungerburg. Dabei mündet sie kurz vor dem Ziel in die alte Trasse ein.

Besonders daran sind die von Hadid designten Stationen aus Glas, die Gletschereis symbolisieren. Außerdem wird ein Teil der Bahn unterirdisch geführt.

Die Eröffnung der Bahn erfolgte am 1. Dezember 2007. Sie gilt seither als ein neues Wahrzeichen der Stadt. Von der alten Hungerburgbahn sind noch die Talstation, die Brücke über den Inn und das Viadukt erhalten. Sie stehen unter Denkmalschutz und erfüllen manchen Innsbrucker und Innsbruck-Kenner mit Nostalgie. 

Innsbruck-Card

Die Berg- und Talfahrt mit der Hungerburg- und Nordkettenbahn ist in der Innsbruck Card inkludiert. Das Freizeitticket ist ebenso gültig.

Titelbild: © Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck
Fotos, falls nicht anders angegeben © Danijel Jovanovic Photography – www.djphotography.at
Instagram: @danijeljovanovicphotography
Facebook: Danijel Jovanovic Photography

Ähnliche Artikel