Sandra Chamochumbi Castro_© Susanne Gurschler

Die gebürtige Peruanerin Sandra Chamochumbi Castro ist Mitglied der von Enrique Gasa Valga neu gegründeten Limonada Dance Company. Im Februar steht die Tänzerin bei der ersten Auflage des Innsbruck Winter Dance Festivals im Tanzstück „Lágrimas Negras“ auf der Bühne. Von ihrer Ankunft in Innsbruck, ihrer Leidenschaft für den Tanz und was an „Lágrimas Negras“ sie besonders an ihre Heimat erinnert, davon erzählt Chamochumbi Castro im Interview.

Von Peru nach Europa

Sie sind in Lima, der Hauptstadt von Peru, aufgewachsen und haben dort die Tanzausbildung an der National School absolviert. Wollten Sie immer schon Tänzerin werden?

Sandra Chamochumbi Castro: „Ja, bereits mit drei Jahren war es mein sehnlichster Wunsch, Tänzerin zu werden. Ich habe immer gerne getanzt, bei jeder Gelegenheit, überall. Mit neun Jahren fing ich eine professionelle Ausbildung an. Tanzen ist mein Leben, immer besser zu werden, treibt mich an.“

Im Alter von 18 Jahren haben Sie Peru Richtung Europa verlassen. Was hat Sie nach Berlin verschlagen?

Chamochumbi Castro: „Grundsätzlich ist es für Tänzer immer wichtig, kosmopolitisch, offen für Neues zu sein. In Peru gibt es im Bereich Tanz nicht sehr viele Möglichkeiten. Meine Lehrer haben mich daher schon sehr früh motiviert, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen. Beim Tanzfestival ‚Tanzolymp‘ in Berlin habe ich 2018 den zweiten Platz in der Kategorie ‚Klassischer Tanz Solo‘ erreicht, damit ging die Aufnahme in die Staatliche Ballettschule Berlin einher. Ein Jahr später wechselte ich an das Berlin Dance Institut und schloss meine Ausbildung ab. Danach arbeitete ich in verschiedenen Ensembles unter anderem in Budapest. In der Spielzeit 2022/23 wurde ich festes Mitglied der TanzCompany des Tiroler Landestheaters.“

Was hat Sie bewogen, sich in Innsbruck zu bewerben?

Chamochumbi Castro: „Ich kannte Enrique Gasa Valgas Arbeit von verschiedenen Festivals, habe mir Ausschnitte seiner Tanzstücke im Internet angeschaut. Sein Style, seine Art des Tanzes hat mich sofort angesprochen. Also bin ich zum Vortanzen nach Innsbruck gekommen. Dass ich genommen wurde, war fantastisch, denn ich habe mich sofort in diese Stadt verliebt.“

„Tanzen ist mein Leben“

Können Sie sich noch an die ersten Eindrücke von Innsbruck erinnern?

Chamochumbi Castro: „Natürlich! Wenn ich die Augen schließe, habe ich sie vor mir. Als ich am Abend vor dem Vorsprechen im März 2022 in Innsbruck angekommen bin, war es schon dunkel, und ich bin sofort in mein Hotel am Rennweg. Am nächsten Morgen habe ich die Vorhänge geöffnet und blickte auf die Nordkette, die Berge noch schneebedeckt. Es war magisch, diese Stadt erschien mir wie eine Fairy-tale-city, eine Märchenstadt, und ich wusste sofort, hier möchte ich bleiben.“

Ist das Gefühl immer noch da?

Chamochumbi Castro: „Als Tänzer geht man überall hin, um zu tanzen, aber es gibt Orte, in denen fühlt man sich sofort wie zu Hause. In Innsbruck ist es mir so gegangen. Ich habe mich in diese Stadt verliebt. Je länger ich hier lebe, desto mehr tolle Sachen entdecke ich. Ich wohne jetzt in Mühlau und gehe unglaublich gerne im Wald spazieren, gehe gerne auf den Berg. Man kann von oben über die ganze Stadt blicken, das gibt mir Ruhe und Frieden.“

Neue Company

Mit der neuen Intendanz ist Enrique Gasa Valga als Leiter der TanzCompany am Tiroler Landestheater ausgeschieden. War für Sie sofort klar, dass Sie sein Angebot, Teil seiner neuen Company zu werden, annehmen?

Chamochumbi Castro: „Ja. Enriques Choreografien entsprechen dem, was ich im Tanz will, was ich ausdrücken möchte. Nach meiner Zusammenarbeit mit ihm als Ensemblemitglied im Tiroler Landestheater, unter anderem in den Stücken ‚Lorca‘, ‚Maledetto Modigliani‘, ‚Der große Gatsby‘, sowie bei ‚Evita‘ und ‚Jesus Christ Superstar‘ auf der Festungsbühne in Kufstein war für mich klar, dass ich mit ihm als Choreograf weiterarbeiten möchte. Ich freue mich sehr, Teil seines neuen Ensembles zu sein. Die Company ist wie eine Familie für mich, und wir haben alle ein gemeinsames Ziel.“

Lágrimas Negras

Die Uraufführung von „Lágrimas Negras“ eröffnet auch das neue Innsbruck Winter Dance Festival. Was mögen Sie an diesem Stück?

Chamochumbi Castro: „Ich kann gar nicht sagen, was an ‚Lágrimas Negras‘ mir am meisten gefällt. Ich liebe alles an diesem Stück, das Thema, die Musik. Mit den Liedern der kubanischen Musikerfamilie Valdés bin ich aufgewachsen. Ich kenne die Texte, die Melodien auswendig. ‚Lágrimas Negras‘ spricht so viele Ebenen an. Es geht um Revolution, Liebe, Freiheit, das Kämpfen um ein besseres Leben, um universelle Themen, die anhand von Ereignissen in der kubanischen Geschichte erzählt werden.“

Vermissen Sie Ihre Familie, Ihre Heimat?

Chamochumbi Castro: „Manchmal natürlich schon. Aber mit ‚Lágrimas Negras‘ kann ich mein Heimweh verarbeiten. Dieses Tanzstück, vor allem die Musik, frischt so viele Erinnerungen auf. Ich denke oft daran, wie meine Mutter gekocht hat und ich getanzt, an den Duft in der Küche, das gemeinsame Essen – sehr schöne und emotionale Momente, die ich im Tanz ausdrücken kann.“

Innsbruck Winter Dance Festival

9. bis 18. Februar 2024

Lágrimas Negras
Tanzstück von Enrique Gasa Valga

In „Lágrimas Negras“ widmet sich Gasa Valga der jüngeren kubanischen Geschichte und der Musikerfamilie Valdés. Die Lebensgeschichte von Bebo Valdés (1918–2013), der nach der Machtergreifung Fidel Castros 1959 in Kuba fliehen musste und nie mehr zurückkehrte, steht in „Lágrimas Negras“ exemplarisch für das Schicksal vieler kubanischer Familien in jener Zeit. Nicht zuletzt thematisiert das Tanzstück aber auch den späten Ruhm Bebo Valdés’, dessen Aufnahmen mit dem spanischen Flamencosänger Diego el Cigala und Sohn Chucho Valdés in die Musikgeschichte eingingen. www.innsbruck.dance

Im Veranstaltungskalender von Innsbruck.info sind weitere spannende Events in Innsbruck und den umliegenden Dörfern zu finden.

Fotos, wenn nicht anders angegeben: © Susanne Gurschler

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