Nachhaltiges Einkaufen

„Nachhaltigkeit“ – ein kleines Wörtchen mit großer Bedeutung. Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand. In den letzten Jahren ist uns immer bewusster geworden, dass wir nur eine Erde haben. Und auf die müssen wir sehr gut aufpassen. Ich bin allerdings, wenn es um dieses oder andere schwierige Themen geht, ein kleiner Vogel Strauß. Ich stecke meinen Kopf in den Sand und hoffe, dass alles schnell wieder gut wird. Dazu kommt ein Gefühl der Machtlosigkeit. Was bringt es schon, wenn ich mich anstrenge, während die großen Konzerne machen, was sie wollen? Wahrscheinlich bin ich mit dieser Einstellung nicht alleine. Aber schlussendlich können wir nur unser eigenes Verhalten ändern – nicht das der anderen. Und wenn viele Leute mitmachen, lässt sich durchaus etwas bewegen. Ein reißender Fluss besteht auch nur aus vielen kleinen Tropfen. Und bevor ich nun zu philosophisch werde und abschweife, starte ich mit dem eigentlichen Thema dieses Blogbeitrags: nachhaltig einkaufen!

Regional und saisonal 

Den Grundsatz „regional und saisonal einkaufen“ kennen wir alle. Ich scheitere schon in der Früh daran. Es fängt mit meinem Morgenkaffee an, geht weiter mit Bananen, Mangos, Roibuschtee und endet mit Schokolade. Es gibt wohl (fast) niemanden, der es schafft, ausschließlich das zu konsumieren, was bei uns wächst. Ich persönlich habe diesen Anspruch an mich auch gar nicht – dazu liebe ich Kaffee einfach zu sehr. Aber wie wäre es, wenn wir es schaffen, Produkte, die bei uns wachsen, regional und saisonal zu kaufen? Wer braucht schon Erdbeeren im Winter, Kürbis im Juni oder Äpfel aus Chile? Im Supermarkt muss man genau schauen, woher die Lebensmittel kommen. Einfacher macht man es sich, wenn man direkt ab Hof kauft. Da weiß man, woher die Produkte stammen. Vom Feld auf den Teller – besser geht’s nicht.

Selbstgemacht schmeckt’s am besten

Ich darf euch meinen allerliebsten Hofladen vorstellen: Kattlers Hofladen. Dass er mein liebster ist, sage ich nicht nur, weil ich Oberhoferin bin und sozusagen nur zweimal umfallen muss, um dort zu sein. Die hohe Qualität der Produkte, die die Familie Fritz anbietet, spricht für sich. Die Auswahl ist groß. Fleischtiger freuen sich unter anderem über Speck, Schibli, Kaminwurzen oder die beliebten Kattlernossi. „Das Fleisch stammt von unseren eigenen Tieren“, erzählt mir Manuela Fritz. Ein Blick in den Stall verrät, die Tiere haben es gut am Kattlerhof. Wenn man weiß, was man isst, lässt sich Fleisch gleich viel mehr genießen. Wer wie ich allerdings kein Schweinefleisch isst, muss nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. Meine absolute Empfehlung sind Manuelas selbstgemachte Dinkelstangen, gefüllt mit Marmelade und teils in Schokolade eingetunkt. Himmlisch, glaubt mir. Genauso wie die Topfentorte oder der Marmorkuchen – ganz egal, alles schmeckt gut. Vielleicht liegt es daran, dass der Dinkel von der Familie Fritz selbst angebaut und verarbeitet wird. Brot wird unter anderem mit Roggen von den eigenen Feldern gebacken. Regionaler geht es nicht! 

Qualität aus Oberhofen

Über die Theke des kleinen Bauernladens, der seit April 2014 jeden Mittwoch und Freitag geöffnet hat, gehen nur frische Produkte. Eier, Käse, Marmeladen und Säfte werden zwar nicht am Kattlerhof produziert, kommen aber aus der Region. Joghurt und Milch hingegen stammen wieder direkt von den hofeignen Kühen, die im Übrigen nur mit Heu gefüttert werden, wie mir Manuela erzählt. Das bedeutet, sie bekommen im Sommer frisches Gras und im Winter Heu. „Wir haben aus reiner Überzeugung mit dem Silofutter aufgehört. Es ist unglaublich, was die Silageballen für Müll erzeugen, außerdem schmeckt man den Unterschied“, erzählt Manuela. Das kann ich bezeugen, wir lieben den Joghurt sehr. Das Beste ist allerdings, dass er ausschließlich in Gläsern erhältlich ist. Beim nächsten Einkauf bringt man diese einfach gewaschen zurück. So entsteht viel weniger Müll. Im Hofladen einzukaufen, macht auf ganzer Linie Sinn: Es schmeckt, man tut der Umwelt etwas Gutes, und ganz nebenbei unterstützt man einen lokalen Betrieb. Ein Besuch lohnt sich, auch als „Nicht-Oberhofer“.

Zero Waste – plastikfrei 

Manche Dinge – auf die wir aber nur sehr schwer verzichten können beziehungsweise wollen – wachsen nun einmal nicht in Österreich. Ich liebe Datteln und verwende sie sehr oft beim Backen als gesündere Zuckeralternative. Was wäre ein Morgen ohne Kaffee? Wenn wir uns also dazu entscheiden, Produkte zu kaufen, die nicht um die Ecke wachsen, wäre es doch super, wenn wir wenigstens darauf achten, dass sie fair produziert werden und auch sonst in ihrer Produktion, Verarbeitung und durch ihre Verpackung so wenig wie möglich der Umwelt schaden. Das kann wirklich sehr schwer und anstrengend sein, ich weiß. Und eines gleich vorweg, ich schaffe es sehr oft nicht. Ich fühle mich überfordert und habe das Gefühl, es ist unmöglich, auf alles zu achten. Wobei wir wieder beim Anfang wären, ich stecke den Kopf in den Sand und mache einfach gar nichts. Gott sei Dank gibt es aber einen Laden in Innsbruck, der uns hilft, wirklich nachhaltig einzukaufen: das greenroot – Innsbrucks modernster Zero-Waste-Shop direkt am Marktgraben. „Verpackungsfrei einkaufen“ war noch nie einfacher.

Zurück zu den Wurzeln

Ich bin im Zuge meiner Recherche für diesen Blogbeitrag auf das greenroot gestoßen. Ich bin selbst überrascht, dass es mir nicht schon früher aufgefallen ist. Die Auswahl ist riesengroß. Es gibt Teigwaren wie Nudeln und Brot, Hülsenfrüchte, Getreide (das man im Geschäft mahlen kann), Nüsse, Süßwaren, aber auch Seife oder Shampoo und noch vieles mehr. Engin Dogan – Gründer von greenroot – ist so freundlich und nimmt sich an einem Samstagnachmittag Zeit, mir sein Geschäft zu zeigen. Sobald wir bei einem Hafermilch-Cappuccino anfangen wollen zu quatschen, werden wir auch schon wieder unterbrochen. Das greenroot ist wirklich gut besucht. Kunden kommen mit ihren mitgebrachten Behältern, welche von Engin vor dem Einkauf abgewogen, von den Kunden mit den gewünschten Waren befüllt und vor dem Bezahlen noch einmal gewogen werden – ein bisschen wie früher im Tante-Emma-Laden. Verpackungsfrei einkaufen ist schließlich keine neue Erfindung, ganz nach dem Motto: „back to the roots“ – zu den „greenroots“.

Nachhaltigkeit lohnt sich

Engin ist es wichtig, nach bestem Wissen und Gewissen zu agieren und in allen Bereichen auf Nachhaltigkeit zu achten. Das bedeutet in seinem Fall aber auch Verzicht. In erster Linie natürlich Verzicht auf Verpackungen, aber auch auf gewisse Produkte. Lebensmittel werden ausschließlich in Bioqualität angeboten. Kunden, die ihre eigenen Behälter mitbringen und befüllen lassen, werden belohnt: Sie erhalten bei einem Einkauf pro zehn Euro einen Stempel in ihren Sammelpass. Einen Stempel erhält man nur für Produkte, die im eigenen Behälter gekauft werden – also nicht für abgepackte oder Nonfood-Artikel. Bei zehn Stempeln bekommt man einen Gutschein im Wert von wiederum zehn Euro. Sollte man keinen eigenen Behälter mitbringen, hat man die Möglichkeit, einen käuflich zu erwerben.

Klimabündnis – ganzheitlich nachhaltig 

Ich möchte von Engin wissen, wie er sich seine Lieferanten ausgesucht hat. „Das war das Schwierigste und hat sich mit der Zeit entwickelt. Wir haben Stück für Stück versucht, uns zu verbessern. Nachhaltigkeit war für uns oberste Priorität, dabei sind Regionalität, Fairtrade und ethische Bedingungen sehr wichtig. Unsere Reinigungsprodukte der Firma Sonett werden beispielsweise in Eimern geliefert, die von der Firma wieder zurückgenommen werden. Es ist unglaublich, wie viel Plastik dadurch gespart wird. Natürlich haben wir auch Lieferanten, die uns in Plastik verpackte Produkte liefern. Allerdings sind das nur die wenigsten. Wir beziehen Schokolade beispielsweise ausschließlich in Fairtrade-Qualität und von einem österreichischen Lieferanten in Großpackungen. Dadurch fällt natürlich viel weniger Abfall an, als wenn jedes Stückchen Schokolade einzeln verpackt wäre. Mittlerweile sind wir auch Klimabündnis-Betrieb“, erzählt Engin. „Dafür mussten wir genau darlegen, wie wir wirtschaften, welche Geräte wir benützen oder über wen wir unseren Strom beziehen. Wir wurden also wirklich auf ganzer Linie geprüft.“

Vom Bankberater zum nachhaltigen Unternehmer

Ich bin neugierig, wie Engin auf die Idee kam, einen Zero-Waste-Shop zu eröffnen. Schließlich kommt er beruflich aus einer ganz anderen Sparte: Er war ursprünglich Kundenberater bei der Bank. „Wenn ich einmal alt bin und mich frage, was ich eigentlich erreicht und geleistet habe, ist Karriere nicht so wichtig“, sagt Engin. „Viel wichtiger ist, was ich für unsere Umwelt und Nachhaltigkeit geleistet habe. Außerdem liegen meine Wurzeln in der Türkei. Meine Großeltern waren dort Bergbauern, und so bin ich schon früh mit der Lebensmittelbranche in Berührung gekommen. Ich bekam mit, dass es viele alte Saatsorten gar nicht mehr gibt, dass Tomaten nicht mehr wirklich nach Tomaten riechen. Nach und nach habe ich begonnen, das alles zu hinterfragen. Ich habe berufsbegleitend studiert, und dort wurde uns gesagt: ‚Macht das, was euch glücklich macht und ihr gut könnt.‘ Das hat mich zum Nachdenken gebracht, und so habe ich meine Entscheidung getroffen.“

Engin ist ein sehr freundlicher und engagierter Mann. Man merkt, dass er wirklich liebt, was er tut, und ich empfehle euch, im greenroot vorbeizuschauen. Werft einmal einen Blick auf die Seite des WWF – da wird schnell klar, dass wir, wenn wir so weitermachen, wirklich ein großes Problem haben. In unseren Meeren landet zu viel Plastik, und das ist für niemanden gut. Es macht also durchaus Sinn, genau darauf zu achten, was wir wo kaufen!

Noch mehr Genuss aus der Region

Meinen Lieblingshofladen habe ich euch ja bereits vorgestellt. Gott sei Dank gibt es in und rund um Innsbruck immer mehr Bauern, die ab Hof verkaufen, und ihr müsst nicht zwingend nach Oberhofen fahren. Christian stellt euch hier noch mehr Hofläden vor. Auch super ist Leas Artikel auf ihrem Blog escape-town – sogar mit „Buylocal Google Maps Liste“! So einfach war regionales Einkaufen noch nie!

Ich liebe ja das Mieminger Plateau, und was gibt es Schöneres, als einen Ausflug dort mit einem kleinen Einkauf im Hofladen zu verbinden? Dafür hat Lea den perfekten Tipp für euch. Ebenfalls empfehlenswert ist ein Besuch von Hansl’s Hofladen in Wildermieming. Am besten dreht ihr davor eine kleine Runde durch die wunderbaren Lärchenwälder und gönnt euch einen Kaffee am Gerhardhof – besser kann ein Sonntagnachmittag nicht aussehen.

Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig inspirieren. Mich hat die Recherche für diesen Beitrag auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt, und ich werde versuchen, bewusster einzukaufen. Zum Thema Lebensmittelverschwendung könnt ihr euch übrigens noch diesen Beitrag ansehen.

Informationen

Kattlers Hofladen
Adresse: Unterdorf 3, 6406 Oberhofen im Inntal
Telefon: +43 664/56 51 519
E-Mail: kattlerhof@oberhofen.net
Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag von 14–18 Uhr und gerne auch nach telefonischer Vereinbarung

greenroot
Adresse: Marktgraben 14, 6020 Innsbruck
Homepage
E-Mail: info@greenroot.at
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Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 7:30–19 Uhr, Samstag von 8–18 Uhr

Hansl’s Hofladen
Adresse: Unterfeld 2, 6413 Wildermieming
Telefon: +43 52 64/51 66, +43 664/12 43 872
Instagram
Öffnungszeiten: täglich geöffnet

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