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Der Christkindlmarkt in der Altstadt feiert heuer sein 50-jähriges Jubiläum und stimmt uns auch dieses Jahr mit strahlenden Lichtern und wohligen Düften auf die Weihnachtszeit ein. Doch was passiert eigentlich hinter den Kulissen der Innsbrucker Bergweihnacht? In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Vorbereitung, Organisation und die Menschen, die dieses Event zum Leben erwecken.

Sieben Märkte, eine Marke

Bergweihnacht Innsbruck: Unter dieser Dachmarke werden die sieben Innsbrucker Christkindlmärkte zusammengefasst und beworben. Ältester Veranstalter und verantwortlich für das Marketing aller Christkindlmärkte ist der Innsbrucker Zentrumsverein bzw. die IAI Veranstaltungs GmbH.
Alles andere jedoch wird von den unterschiedlichen Akteuren selbst koordiniert. Hier ein kleiner Überblick zu den verschiedenen Märkten und deren Veranstaltern:

Christkindlmarkt Altstadt & Christkindlmarkt Maria-Theresien-Straße
1974 fand der Markt in der Altstadt zum ersten Mal in der Form, wie wir ihn heute kennen, statt – damit ist er der älteste Innsbrucker Christkindlmarkt. Der Markt in der Maria-Theresien-Straße ist erst seit 2007 fester Bestandteil der Bergweihnacht, aber genauso nicht mehr wegzudenken.
Beide Märkte werden von der IAI betrieben. 

Christkindlmarkt Marktplatz
Direkt am Inn gelegen, feiert der zweitälteste Markt nächstes Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Sein Wahrzeichen ist mit Sicherheit der 14 Meter hohe und mit 17.500 Swarovski-Kristallen geschmückte Kristallbaum.
Er wird von der Innsbruck Creativ Veranstaltungs GmbH betrieben.

Christkindlmarkt Hungerburg
Der Markt mit der vielleicht schönsten Aussicht über Innsbruck findet seit der Fertigstellung der Hungerburgbahn 2007 direkt neben der Bergstation der Hungerburgbahn auf 860 Metern statt und ist damit der höchste Christkindlmarkt in Innsbruck.
Er wird direkt von der Nordkettenbahn betrieben.

Wiltener Weihnachtszauber
Eine ganz besondere Atmosphäre bietet der Markt am Wiltener Platzl, der mit seinen zehn Ständen nun schon seit 15 Jahren die Bergweihnacht bereichert. Denn bis auf die Beleuchtung der Stände verzichtet man hier auf künstliches Licht, für eine gemütliche Atmosphäre sorgt Kerzenlicht in 25 Laternen.
Organisiert wird der Markt vom Verein Rund ums Wiltener Platzl.

Christkindlmarkt St. Nikolaus
Freunde der besinnlichen Musik werden sich hier besonders wohlfühlen, denn für das gemütliche Ambiente wird der Markt im Stadtteil St. Nikolaus täglich musikalisch untermalt. Sein zehnjähriges Jubiläum darf der von der Familie Litterbach betriebene Markt heuer feiern.

Kaiserweihnacht Bergisel
Von einem Weihnachtsmarkt am Grazer Schlossberg inspiriert, wollte die Grazer Werbeagentur CompanyCode Werbe GmbH die Idee eines traditionellen Weihnachtsmarktes „ganz ohne Kitsch“ in Innsbruck umsetzen. Seit 2018 erwartet die Besucher bei einem Besuch am Bergisel zur Weihnachtszeit traditionelles Kunsthandwerk mit einer Spitzenaussicht.

365 Tage Weihnachten

Wer denkt, dass so ein Christkindlmarkt nur eine kurze Zeit im Jahr an Vorbereitung und Arbeit benötigt, der wird genauso überrascht sein, wie ich es war. Die IAI gab mir Einblicke in ein Jahr voller Weihnachten.

Im Dezember
beginnt die eigentliche Vorbereitung, schon bevor der letzte Christkindlmarkt zu Ende geht. Während des laufenden Marktes werden bereits Ideen zu Umgestaltung, technischen Verbesserungen oder Neuerungen gesammelt. Es wird recherchiert und sich mit anderen Märkten im deutschsprachigen Raum ausgetauscht. Inspiration wird beim Besuch anderer Märkte oder auf der Christmasworld in der Messe Frankfurt gesucht, die mit rund 1.000 Ausstellern aus etwa 40 Ländern die Weltleitmesse für Weihnachtsschmuck und -dekoration ist. Außerdem wird der Markt jedes Jahr bei Tag und Nacht komplett abfotografiert, vermessen, digitalisiert und die gesamte Infrastruktur sowie die Produkte mit Fotos archiviert.

Von Dezember bis Jänner
wird beim Abbau der Stände bereits die Lagerlogistik für Reparaturen, Verbesserungen und zukünftige Einsätze geplant, um sie dann so einzulagern, dass sie für den nächsten Einsatz erreichbar sind.
Bis Ende Jänner läuft die Bewerbungsphase für die Standbetreiber, die sich jedes Jahr aufs Neue bewerben und dabei das Warenangebot inklusive Fotos angeben müssen.

Von Februar bis April
werden die Bewerbungen gesichtet und nach eventuell notwendigen persönlichen Gesprächen ausgewählt. Die Angebotseinholung für neue Ideen sowie die Überprüfung auf technische Umsetzbarkeit fallen auch in diesen Zeitraum, ebenso eine sehr wichtige Aufgabe, nämlich die Farbauswahl und das Design der neuen Tassen.

Bis Mai
wird das Gesamtbudget erstellt.

Bis Juni
folgen die Vertragsabschlüsse mit Standbetreibern und Zulieferern, die Ausarbeitung des gesamten Rahmenprogramms (Brauchtum, Musik, Kinderprogramm) und das Festlegen der Termine.

Bis Juli
werden das gesamte Programmheft für alle Märkte und deren Übersetzungen (also in Deutsch, Englisch und Italienisch) erstellt, außerdem die Website und Social-Media-Kanäle aktualisiert.

Im September
startet die operative Umsetzungsphase. Diese beinhaltet die Beauftragung der Veranstaltungslogistik (Anlieferung, Sicherheitsfirmen, Reinigungsfirmen) wie auch die Anmeldung und Einreichung von Veranstaltungskonzepten bei den Behörden.

Von September bis Oktober
läuft die Anwerbung von Personal für Aufbau und Abbau, die Suche nach Mitarbeitern für den Infostand, die Infoengel und die zwei eigenen Gastronomiestände. Dazu führt man etwa zehn Tage Bewerbungsgespräche am laufenden Band. Anschließend folgt die Finalisierung des Marketingplans.

Im November
wird aktiv beworben, und die Stände und Beleuchtung werden aufgebaut, damit letztendlich Mitte November die ersten Märkte eröffnen können und sich der Kreis damit wieder schließt.

Die Bäume

Sie gehören zum Weihnachtsmarkt wie Glühwein und bringen den wohligen Duft des Waldes in die Märkte. Aber wie kommen sie dorthin, und wer stellt sie auf? Seit jeher ist das Amt für Wald und Natur (ehem. Forstamt Innsbruck) mit dieser Aufgabe betraut.

Beginn der Arbeiten ist heuer der 2. November, zuvor müssen allerdings Genehmigungen eingeholt und die Bäume ausgesucht werden. Der erste Baum ist der für die Altstadt, welcher heuer aus der Pontlatzer Straße kommt. Für ihn muss ein Spezialfahrzeug mit Kran sowie ein Tieflader angefordert und organisiert werden.

Am Tag des Aufstellens wird der Baum von einem Fachmann bezüglich seiner Standfestigkeit kontrolliert und der Gesundheitszustand festgestellt. In der Altstadt wird der Baum dann in einen Schacht eingekeilt und mit Stahlseilen von drei Seiten an den umliegenden Häusern gesichert. Nach dem Aufstellen des Baumes vor dem Goldenen Dachl lädt traditionell das Stadtoberhaupt alle Mitarbeiter, die mit dem Aufstellen betraut waren, zu einem Essen ein.

Nachdem der größte Baum steht, kann der Rest folgen. Insgesamt sind es dann noch etwa 15 Bäume für die Innsbrucker Stadtteile und etwa 70 für öffentliche Institutionen. Jeder Baum (meist Fichte, aber auch Tanne) wird nach Größe und Form, je nach Aufstellplatz (z.B. Innenbereich, Außenbereich, großer Platz etc.), ausgewählt und anschließend einer Begutachtung über den allgemeinen Gesundheitszustand sowie die Standfestigkeit unterzogen. Nach den Christkindlmärkten werden die Bäume abgeholt und den Tieren des Alpenzoos als Futter zur Verfügung gestellt.
Gemeistert wird diese Aufgabe von etwa zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Amtes für Wald und Natur, die jedes Jahr eine tolle Arbeit machen.

Die Lichter

Wer schon mal Innsbruck zur Weihnachtszeit besucht hat, weiß, dass nicht nur die Christkindlmärkte in stimmungsvollem Licht erstrahlen, sondern auch der Rest von Innsbruck.
Hauptverantwortlich dafür sind die Innsbrucker Kommunalbetriebe, die neben Firmen wie MK Illumination (die unter anderem auch LUMAGICA im Hofgarten gestalten) einen Großteil der Innsbrucker Weihnachtsbeleuchtung errichten. Auch ich durfte einige Jahre ein Teil dieser Arbeit sein.

Neben der Dekoration für Straßen der Innenstadt wie Sternschnuppen, Skispringer, Schneeflocken, einer Menge Kugeln, Sterne, Herzen und anderen Sachen müssen jedes Jahr auch noch etwa 23 Bäume geschmückt werden. Etwa 21 Kilometer fassen alle Lichterketten für die Bäume zusammen, damit könnte man das Inntal einmal von der Hafelekarspitze bis zur Patscherkofel-Talstation und zurück überspannen.

Um die Bäume zu schmücken, reicht natürlich keine Leiter aus, daher ist der beste Freund des Weihnachtsbeleuchtungsexperten ein LKW mit Steigeraufbau. Drei dieser Spezialfahrzeuge sind in der Vorweihnachtszeit im Dauereinsatz, jedes ist mit zwei Personen besetzt. Das größte hat eine Reichweite von 28 Metern, die zwei kleineren bringen dich 19 Meter in die Höhe. Gestartet wird Ende Oktober mit den Vorbereitungen, am 7. November wird der große Baum in der Altstadt geschmückt, bis zum 15. November sollte die Innenstadt beleuchtet sein und bis zwei Tage vor dem ersten Advent der Rest von Innsbruck.

Höhepunkt der Arbeit ist wortwörtlich der Baum vorm Goldenen Dachl. Mit teils bis zu 20 Metern Höhe kann man von dessen Spitze das Goldene Dachl von oben bewundern. Rund 2,5 Kilometer Lichterkette mit etwa 1.300 bis 1.500 LED-Birnen schmücken diesen Baum, da denkt man natürlich gleich an einen großen Energieverbrauch. Falsch gedacht: Dank Umrüstung auf LED könnte man stattdessen auch einfach einen normalen Haushaltsfön vor dem Goldenen Dachl anstecken.

Bei diesem Riesen sind immer zwei Teams im Einsatz. Das Team mit dem größeren Steiger übernimmt den oberen Teil, das andere Team den unteren. Schwindelfreiheit und Kletterkünste sollte man dabei besser mitbringen, denn neben den Lichterketten muss für diesen Baum erst die Stromversorgung nach oben und dann an den Ästen nach außen gelegt werden. Diese Arbeit übernimmt meist der Mitarbeiter, der sich am leichtesten zwischen den Ästen bis an die Spitze arbeiten kann. Da ich eher kurz geraten bin und auch gerne klettere, durfte ich diese Aufgabe meist übernehmen. Die Aussicht da oben ist jedenfalls atemberaubend.

Mit dem 6. Jänner ist der Weihnachtsglanz in Innsbruck auch schon wieder vorbei, aber nicht die Arbeit, denn jetzt geht’s ans Abräumen der Beleuchtung. Damit auch fürs nächste Jahr alles bereitsteht, müssen nun alle Lichterketten auf Funktion überprüft, defekte Ketten repariert und kaputte LED-Lampen ersetzt werden. Diese Arbeiten dauern meist bis Ende März. Sind alle funktionstüchtig, werden sie gereinigt und schlussendlich wieder in ihren Boxen verstaut, um darauf zu warten, auch nächstes Jahr einen Baum im Weihnachtsglanz erstrahlen zu lassen.

Ich hoffe, dieser Beitrag konnte euch interessante Einblicke hinter die Kulissen der Innsbrucker Bergweihnacht geben. Und wer möchte, kann heuer seine Tasse zu Ehren jener erheben, die all das für uns erschaffen.

Header-Bild: © Manuel Stabentheiner

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