Innsbruck Nature Film Festival

Ein Fest für Natur und Filmkunst: Das INNSBRUCK NATURE FILM FESTIVAL, kurz INFF, das vom 19. bis zum 22. Oktober stattfindet, begeht 2023 bereits seine 22. Ausgabe und hat sich zu einem der bedeutendsten kulturellen Ereignisse in Tirol und der Stadt Innsbruck entwickelt. Dieses einzigartige Filmfestival, das sich voll und ganz der Natur und Umwelt verschrieben hat, zieht Filmschaffende, Umweltschützer und Filmbegeisterte aus aller Welt an. Seitdem ich letztes Jahr das große Vergnügen hatte, das Festival zum ersten Mal zu besuchen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, mit Filmschaffenden zu sprechen, ihre wundervollen Filme zu sehen und an einem spannenden Rahmenprogramm teilzunehmen, bin ich ein großer Fan des INFF. Umso mehr freut es mich, dass ich in diesem Jahr die Gelegenheit hatte, den Festivaldirektor Johannes Kostenzer zu interviewen, der uns viele spannende Einblicke in seine Arbeit und das Festival gewährt.

Wir haben nur einen Planeten – passen wir darauf auf

Das INFF findet dieses Jahr bereits zum 22. Mal statt und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Gibt es in diesem Jahr Neuerungen?

Johannes Kostenzer: „Das Festival war vom Angebot her noch nie so breit aufgestellt wie in diesem Jahr. Insgesamt werden 70 Filme im Wettbewerb gezeigt. Darüber hinaus präsentieren wir eine Ausstellung zum Thema Flüsse Europas in Zusammenarbeit mit EuroNatur. Innsbruck ist ein Ort, an dem Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, um über einen umweltbewussten und -schonenden Umgang mit der Natur zu sprechen und Ideen auszutauschen. Heuer zeigt sich das ganz besonders. Wir haben insgesamt 350 Einsendungen aus 51 verschiedenen Ländern erhalten. Unsere internationale Präsenz ist das Ergebnis einer langjährigen Kontinuität.“

„Es wird heuer erstmalig eine B2B-Sektion geben. Hier bieten wir Buchverlagen und Filmproduktionsfirmen einen geschützten Raum für Verhandlungen und ‚face-to-face‘-Betreuung. Auch wird eine Expertin der Filmfestspiele von Venedig vertreten sein. In einem diskreten Rahmen können so Geschäftskontakte geknüpft werden. Diese Gelegenheit wird von Filmschaffenden und Verlagen gut angenommen, wir haben bereits zahlreiche Anmeldungen. Eines der Ziele des INFF ist einerseits für das Publikum da zu sein, andererseits möchten wir Innsbruck für die Filmbranche weiter etablieren.“

„Was vielleicht auch interessant ist, ist, dass Max Bale von Radio France International vor Ort Neugierige dazu animieren wird, über ihre subjektiven Erfahrungen mit den Klimaveränderungen zu sprechen. Dies wird mit der Handykamera aufgenommen. Ein Projekt, das von Radio France International ins Leben gerufen wurde, um den Klimawandel niederschwellig zu veranschaulichen. Man kann es sich etwa so vorstellen: Ein Jugendlicher fragt seine Großmutter, wie sie den Klimawandel erlebt – ganz subjektiv, ohne wissenschaftlichen Hintergrund. Sie antwortet beispielsweise ‚Dieses Jahr wurde meine gesamte Marillenernte durch den Regen ruiniert – das ist noch nie passiert‘ oder ‚Wir hatten noch nie so wenig Schnee wie in diesem Jahr‘. Einige der internationalen, mit der Handykamera aufgenommenen Mini-Stücke werden im Rahmen der ePOP-Sessions am 20. Oktober um 17:15 Uhr gezeigt.“

„Und wir hatten in diesem Jahr das Glück, Martina Rogato als unsere Keynote-Speakerin für die Eröffnung zu gewinnen. Sie zählt zu den weltweit renommiertesten Expertinnen im Bereich nachhaltiges Wirtschaften. Martina Rogato berät Unternehmen darin, Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Menschenrechte erfolgreich in ihre strategischen Überlegungen zu integrieren.“

Auch abseits der Leinwand ein Hit: die Innsbruck Nature Experiences 

Das INFF bietet seinem Publikum ein Erlebnis, das alle Sinne umfasst. Neben den Filmen wird auch ein äußerst spannendes Rahmenprogramm präsentiert. Ich selbst habe letztes Jahr an einer tollen Exkursion teilgenommen und kann daher bestätigen, dass man sich auch die „EXPERIENCES“ – also die Workshops, Wanderungen und Ausstellungen – nicht entgehen lassen sollte. Unabhängig von den Interessen und ob man alleine, mit Freunden oder der Familie teilnimmt, es gibt garantiert für jeden das Richtige. Was sind Ihre Empfehlungen?

Johannes Kostenzer: Sicherlich sehr zu empfehlen ist der Kochkurs ‚Burgers 4 Future‘, der in einer Kooperation mit dem feld-Verein im Genusswerk in den Viaduktbögen stattfindet. Besonders interessant – da sie unmittelbar unsere Stadt betrifft – ist auch die Föhn-Exkursion mit der Universität Innsbruck auf der Nordkette.“

„Was auf jeden Fall spannend wird, ist, dass wir in diesem Jahr einen poetischen Ansatz verfolgen. Zum einen haben wir am 20. Oktober eine Lesung mit dem Spiegel-Bestseller-Autor Jan Haft und dem DJ/Musiker und Autor Dominik Eulberg, welcher anschließend im Club Cubique auflegt. Zum anderen wird passend dazu der Oscar-nominierte Kameramann Christian Berger am 21. Oktober seine Kurzfilme – oder wie er es nennt: ‚Visuelle Fingerübungen‘ – präsentieren. Dazwischen wird Anna Greissing kurze Texte und Lyrik rund um das Thema Natur vorlesen. Dies ist ein ganz anderer Ansatz, den wir bewusst gewählt haben, um ein breites Publikum anzusprechen.“

Umweltschutz mit allen Sinnen

Was möchten Sie dem Publikum vermitteln?

Johannes Kostenzer: „Unsere Hauptbotschaft dreht sich immer um das zentrale Thema: Wie können wir achtsam mit unserem Planeten umgehen? Dies kann auf vielfältige Weise vermittelt werden. Uns ist jedoch wichtig, dass dies nicht in einem belehrenden oder einschränkenden Ton geschieht, sondern auf erhellende und ermutigende Weise. Unser Ziel ist es, einen positiven Ansatz zu präsentieren und die Besucher zum Nachdenken zu inspirieren. Das INFF zielt darauf ab, alle Sinne anzusprechen. Ein gutes Beispiel dafür sind unsere zwölf Gusto-Partner. Diese ausgewählten Restaurants bieten ganzjährig, aber besonders während des Festivals, regionale und saisonale Gerichte an. Sie sind unsere Botschafter in der Gastronomie, die wir Festivalbesuchern wärmstens empfehlen können.“

Das INFF macht sich auf Reisen

Das INFF findet jährlich im Oktober in Innsbruck statt. Allerdings geht das Festival das Jahr über auf Reisen – ist sozusagen on Tour. Was können Sie uns dazu erzählen, was dürfen wir uns unter „INFF On Tour“ vorstellen?

Johannes Kostenzer: „Das INFF hat sich in den letzten Jahren auf Tour begeben. Wir haben begonnen, ausgewählte Module und bestimmte Filme, teilweise in Begleitung von Expertinnen und Experten oder Filmschaffenden, in verschiedene Tiroler Gemeinden zu bringen. Dabei steht die Vorführung hochwertiger Filme zu Themen wie Natur, Umwelt, Klima und einem guten Leben im Mittelpunkt. Wir arbeiten eng mit lokalen Partnern wie Gemeinden oder Tourismusverbänden zusammen, um ein ‚Mini-INFF‘ mit einem vielfältigen Rahmenprogramm zu organisieren. Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass das INFF mobil ist und nicht nur einmal im Oktober in Innsbruck stattfindet, sondern sich über die Grenzen unserer Landeshauptstadt hinaus ausbreitet und bekannter wird.“

Ein Anwalt für die Umwelt

Sie sind studierter Biologe und Umweltanwalt. Zusammen mit Ihrem Team sind Sie nicht nur für die Planung und Durchführung des INFF verantwortlich, sondern betreuen und initiieren das ganze Jahr über eine Vielzahl von Projekten. Sie setzen sich in verschiedenen Bereichen für die Natur und die Umwelt ein und vertreten diese Interessen auch in behördlichen Verfahren. Können Sie uns mehr über Ihre Arbeit erzählen?

Johannes Kostenzer: „Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darin, eine Verbindung zur Bevölkerung über das Thema Natur herzustellen. Ein Beispiel ist unser Engagement in einem Projekt rund um alte Getreidesorten aus Tirol. Ein weiteres Herzensanliegen ist die Bekämpfung von Lichtverschmutzung. Wir setzen uns dafür ein, dass Kunstlicht im Freien sorgsam verwendet wird, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. In diesem Zusammenhang freuen wir uns besonders, beim diesjährigen INFF einen Stargast aus den USA begrüßen zu dürfen: Ruskin Hartley ist ein renommierter Naturschützer und Chief Executive Director von DarkSky International, einer der führenden Zertifizierungsstellen für Lichtschutzgebiete. Ebenfalls von großem Interesse ist das Projekt ‚Blüten.Reich‘, eine Initiative der Tiroler Umweltanwaltschaft, bei der wir gemeinsam mit den Gemeinden daran arbeiten, artenreiche Blumenwiesen und Wildblumenflächen zu erhalten, zu renaturieren und zu vernetzen.“

„In Österreich ist die Naturerhaltung eng mit unserer malerischen Landschaft verknüpft. Im internationalen Vergleich verfügen wir bereits über solide Standards, doch natürlich gibt es immer Raum für Verbesserungen und an die Klimaerwärmung angepasste Maßnahmen. Mein Anliegen besteht darin, eine positive Botschaft zu vermitteln. Wir sollten stolz darauf sein, dass wir uns um unsere Umwelt kümmern – dies verändert die Perspektive grundlegend und eröffnet einen neuen Zugang auf die Thematik.“

„Wenn wir mit Unternehmerinnen und Unternehmern sprechen und ihnen die Einzigartigkeit der Natur nahebringen, die möglicherweise gefährdet ist, öffnet sich eine neue Sichtweise. Unternehmerinnen und Unternehmer haben eine klare Zielsetzung vor Augen und sind bestrebt, diese zu verwirklichen. Meine Aufgabe besteht darin, ihnen Möglichkeiten und Alternativen aufzuzeigen, wie sie ihre Ziele erreichen können, während sie gleichzeitig auf die Umwelt achten. Wir können wöchentlich Erfolgsgeschichten verzeichnen, die zeigen, dass dieser Ansatz Früchte trägt.“

Vielen Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke!

Die Jury

Ich bin gespannt darauf, welche Filme in diesem Jahr die begehrten Preise abräumen werden. Es ist sicherlich besonders schwer, Kunst zu bewerten, Filme miteinander zu vergleichen und letztendlich einen Sieger zu küren. Ich bin jedoch sicher, dass die bunt gemischte Jury des INFF, bestehend aus Filmschaffenden und Experten rund um die Themen Naturschutz und Umwelt, bestens dazu in der Lage ist.

Don’t miss it

Abschließend möchte ich euch noch einmal wärmstens ans Herz legen, das diesjährige INFF im Metropol Kino zu besuchen und auch am Rahmenprogramm teilzunehmen. Es ist unglaublich, aber ein Großteil der Workshops ist kostenlos – ein Angebot, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Wie bereits erwähnt, ob ihr mit Freunden, alleine oder mit der Familie hingeht: Es ist für jeden etwas Passendes dabei.

Informationen

22. Innsbruck Nature Film Festival
Wann: 19.–22. Oktober 2023
Wo: Metropol Kino, Innstraße 5, 6020 Innsbruck
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