Manu blickt aus dem Fenster

In Innsbruck „schifft’s“. So sagt man hier, wenn es so richtig regnet. Es ist einer dieser Frühlingstage, wo der Herbst nochmal die Muskeln spielen lässt und sich nur die ganz Wilden gern nach draußen wagen. Wir treffen den Innsbrucker Ausnahmemusiker Manu Delago im Vorfeld seiner zweiten ReCycling Tour. Der kommt allen Wettern zum Trotz mit dem Rad – er ist einer dieser ganz Wilden – und will ab Juni sogar eine internationale Konzerttour im Sattel bestreiten. In der Marktbar trommeln die Tropfen ans Fenster, Manu trinkt Tee und hat einen ziemlich wilden Plan: einfach mal die Welt retten. Wie und wann es losgeht, hat er uns im Interview verraten.

Servus, Manu! Wir treffen dich hier kurz vor deiner zweiten ReCycling Tour – eine Konzert-Tour komplett mit dem Fahrrad. Warum macht man das genau – und vor allem nochmal?
Manu Delago: „Nun, das Thema Nachhaltigkeit funktioniert ja nur als bleibender Effekt. Das Tour-Konzept wurde von uns also entsprechend langfristig geplant, wir haben Investitionen getätigt, teures Equipment und Akkus gekauft – es macht nur Sinn, die Dinge dann auch zu nutzen! (lacht) Wir nutzen tatsächlich das gleiche Equipment wie bei der ersten ReCycling Tour durch Österreich, das war schon ein richtig großes Abenteuer. Bei unserer zweiten Tour werden wir nun auch international größer und wagen uns mit drei Ländern auch an ganz neue Grenzen.“

1.500 Kilometer von Innsbruck nach Amsterdam, zurück geht’s mit dem Nachtzug – die ReCycling Tour 2.0 ist diesmal sogar eine kleine Europatournee. Ist auch deine Botschaft größer geworden?
„Bei unserer ersten Tour sind wir mit 150 bis 200 Kilometern täglich teilweise schon sehr an unsere Leistungsgrenzen gekommen, auch der Rückweg war ja mit dem Rad, und wir haben auch noch täglich Content auf Social Media gepostet – da bleiben leider nicht viele Ruhephasen. Diesmal haben wir etwas anders geplant, können unsere ganze Energie reinstecken, bis wir die Welt-Fahrrad-Hauptstadt Amsterdam erreichen, und nehmen retour einfach den Nachtzug. Die erste ReCycling-Tour war so auch ein bisschen Testfahrt, es ist schon sehr anders als mit dem Tourbus. (lacht) Statt über die eigenen Grenzen zu gehen, möchten wir diesmal aber lieber unsere Botschaft über die Grenzen tragen.“

Online und auf Social Media führt ihr unterwegs penibel Reisetagebuch – und teilt neben detaillierten Trackingdaten auch nützliche Nachhaltigkeitstipps. Können wir die Klimakrise so noch schaffen?
Die Tour selbst ist da natürlich nur ein kleiner Beitrag. Was wir aber dringend brauchen, sind Vorbilder und Bezugsgrößen in der Klimakrise, damit ein Umdenken stattfindet. Die erste Tour hat schon viele Menschen inspiriert, auch vegetarische/vegane Ernährung ist ein Thema, wo man selbst nachdenken und ansetzen kann. Sicher braucht es auch viel größere Maßnahmen, Nachhaltigkeit muss man da in vielen Bereichen sehr langfristig planen – in anderen kann man selbst auch sofort handeln. Ich bin als Musiker etwa echt viel unterwegs, besitze aber ganz bewusst kein Auto. Mit dem Rad und den Öffis kommt man eigentlich sehr gut überall hin. Und sonst bildet man Fahrgemeinschaften oder transportiert das Equipment auch mal mit dem Taxi.“

Am 1. Juni geht’s um 11 Uhr hier am Marktplatz und abends mit einem Konzertauftakt im Innsbrucker Treibhaus los, knapp einen Monat und ein gutes Dutzend Konzerte später spielt ihr in Amsterdam. Deine neue Single „From the Alps to the North Sea“ macht nun ein bisschen neugierig – was erwartet uns auf der Tour musikalisch sonst noch so?
Die Single wurde speziell für die Tour geschrieben und soll die drei Tour-Länder auch musikalisch verbinden: Die erste Strophe spielt in Österreich, die zweite in Deutschland und die letzte dann in den Niederlanden. Musikalisch werden wir auf der Tour ein Best-of der letzten 15 Jahre spielen, durch die neue Besetzung gibt es aber auch ein paar neue Arrangements. Das Handpan, die Posaune, der Gesang – von sechs Personen spielen drei auf der Bühne und drei in ‚musikalischen Nebenrollen‘, so entsteht dabei immer auch etwas ein wenig Neues.“

Für alle, die daheim in Innsbruck bleiben: Wo sind deine Kraftplätze in der Stadt, und wie kann man die ReCycling Tour vielleicht auch von zuhause unterstützen?
„Ich sitze eigentlich nicht so gern. (lacht) Aber vielleicht kann man sagen, ‚alles nördlich von Innsbruck‘? Überall da, wo es steil ist, ich bin am liebsten immer in Bewegung!

Und bezüglich Unterstützung: Kommt auf jeden Fall zum Startevent am 1. Juni um 11 Uhr hier am Marktplatz und abends zum Konzert-Kick-off im Treibhaus! Es wird ein paar Songs geben, ein bisschen regionale Verpflegung und vielleicht auch eine Spendenbox für gute Zwecke. Teilt außerdem gerne unsere Stories auf Social Media, mobilisiert alle Freunde und Bekannten, lasst euch für die gute Sache motivieren und seid auch Inspiration für andere, selbst nachhaltig aktiv zu werden! Einfach mal die Welt retten geht am Ende dann doch nur gemeinsam.“

Danke, Manu! Für deine ReCycling Tour nur Sonnenschein und alles Gute – und kimm g’sund wieder zrugg!

Alle Fotos: © Christian Weittenhiller

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