Catherine Snow

Innsbruck hat so viel zu bieten – vor allem kulturell. Die Alpenmetropole hat schon bedeutende Persönlichkeiten hervorgebracht, unter ihnen auch einige Autoren. In diesem Beitrag möchte ich euch drei aufstrebende Talente vorstellen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie decken verschiedene Genres und Themen ab. Jedoch eine Gemeinsamkeit verbindet sie miteinander: die Liebe zum Schreiben. Ich hatte die große Freude und Ehre, mit allen dreien zu sprechen, und darf sie euch nun vorstellen.

Verena Wagner: eine inspirierende Mutter, Umweltschützerin und Bloggerin

Im Oktober 2022 habe ich auf dem Erntedankfest, das von der Genossenschaft feld:schafft organisiert wurde, Verena Wagner kennengelernt. Sie war zusammen mit der Initiative foodsharing vor Ort, über die ich bereits einen Beitrag geschrieben habe. Für alle, die den Beitrag nicht gelesen haben: foodsharing setzt sich dafür ein, noch genießbare Lebensmittel vor der Verschwendung zu bewahren. Verena und ich kamen ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass sie neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Lebensmittelretterin auch Autorin, Bloggerin und Mutter ist. Sie engagiert sich auf vielfältige Weise für nachhaltiges Leben. Meine Neugier war geweckt, wir haben uns wieder getroffen, ich habe eines ihrer Bücher gekauft und freue mich nun sehr, sie euch näher vorstellen zu dürfen.

„Gerne geschrieben habe ich eigentlich schon immer“, erinnert sich Verena Wagner, die Vergleichende Literaturwissenschaften und Ethnologie studiert hat. Nach ihrem Abitur absolvierte sie ein Volontariat bei einem Verlag und arbeitete danach als Redakteurin. Selbstständig machte sie sich erst nach der Geburt ihrer drei Kinder.

Nachhaltiger leben

2015 gründete sie den Blog mamirocks.com, in dem es vor allem um Themen geht, die für Familien interessant sind. Verena möchte Eltern Impulse, Inspiration und Ideen geben, um gemeinsame Familienzeit mit Freude, Lebenslust und Sinn zu erfüllen. Nachhaltigkeit spielt für die dreifache Mutter eine große Rolle. „Dazu gehören unter anderem meine Leidenschaft für das Sammeln und Verarbeiten von Heilkräutern und deren Anbau im eigenen wilden Garten ebenso wie der Versuch, einen Zero-Waste-Haushalt zu führen“, erklärt Verena.

Einmal durchs Jahr – einmal um die Welt

Mit ihrem Buch „Familienbande im Jahreskreis“ liefert Verena eine wundervolle Inspirationsquelle für Familien, die jeden Monat mit all seinen Besonderheiten zelebrieren möchten. Die umfassende Sammlung an Ideen und Anregungen reicht von saisonalen Ausmalbildern bis hin zu köstlichen Rezepten sowie Bastel- und Kreativtipps, begleitet von Hintergrundinformationen zu verschiedenen Festen und Bräuchen weltweit. Verena entführt den Leser auf eine Reise um den Globus und stellt Bräuche aus verschiedenen Ländern und Kulturen vor: vom chinesischen Neujahrsfest über den Fastenmonat Ramadan bis hin zum jüdischen Laubhüttenfest oder unseren Sternsingern. Dabei wird deutlich, dass viele Bräuche auf alten Traditionen beruhen – auch unsere christlichen Feste. So wurde schon seit Urzeiten die Sonnwende gefeiert. Es ist wohl kein Zufall, dass wir genau zu dieser Zeit Weihnachten feiern. Das Buch zeigt noch mehr faszinierende Parallelen auf, wie etwa die Tatsache, dass der Frühling weltweit mit rauschenden Festen und Feierlichkeiten begrüßt wird – sei es beim hinduistischen Holifest, dem persischen Nowruz oder dem buddhistischen Neujahrsfest Songkran. Durch das Schmökern in „Familienbande im Jahreskreis“ lassen sich viele neue Dinge entdecken und lernen.

Eine reichgefüllte Schatzkiste

Es ist ein wunderbares Buch für Familien, gefüllt mit Anregungen, Inspirationen und Tipps, die Verena über Jahre gesammelt hat. „Ich greife auf einen Erfahrungsschatz zurück, den ich in 15 Jahren Mutterschaft gesammelt habe“, sagt Verena. „Mir ist wichtig, dass sich Eltern keinesfalls Druck machen, indem sie denken, sie müssten ab jetzt nur noch basteln, kochen und backen. Mein Buch ist ein Tool, das einfach inspirieren soll.“ Und ich finde, das ist ihr absolut gelungen. Ohne erhobenen Zeigefinger führt sie uns vor Augen, wie viel Spaß es doch macht, die Jahreszeiten zusammen mit der ganzen Familie zu zelebrieren

Unterwegs mit Kindern

In einem weiteren Buch, „Naturzeit mit Kindern: Rund um Innsbruck“, stellt sie uns 40 Wander- und Entdeckertouren für Kinder vor. Besonderen Wert legt sie hierbei auf Familientauglichkeit. So ist für jeden etwas dabei, auch für die ganz Kleinen. Nur Forstwege findet man bei Verena kaum. „Das war mir wichtig“, erzählt sie, „kleine Waldpfade oder Steige sind doch viel spannender!“ Wenn ihr also gerne mit euren Kindern im Freien und auf der Suche nach neuen Inspirationen seid, empfehle ich euch auf jeden Fall Verenas Bücher.

Christian Kössler: lehrt uns das Gruseln

Nun wird es gruselig. Christian Kössler entführt uns in die Welt der Sagen, er zeigt uns das mystische Innsbruck, und es wird auch ein wenig makaber. Für Gruselfans sind seine Bücher genau das Richtige, zartbesaitete Leser sollten lieber Abstand halten.

Vom Sportartikelverkäufer zum Gruselautor

Christian Kössler war zuerst als Sportartikelverkäufer tätig, bevor er sich entschied, eine berufliche Neuorientierung anzugehen und eine Ausbildung zum Bibliothekar zu machen. Seitdem ist er im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit an der Bibliothek der Universität Innsbruck tätig. Bücher spielten in seinem Leben schon immer eine Rolle. Das Schreiben, die Faszination für Sagen und das Makabre haben ihn seit seiner Kindheit begleitet. So kam es, dass er 2005 an einem Sagenschreibwettbewerb teilnahm und es unter die besten 30 schaffte. Die Frage, ob er das Schreiben irgendwo gelernt hat, verneint Christian Kössler: „Das lag mir schon immer irgendwie im Blut. Mit Zahlen kann ich nicht wirklich umgehen, dafür aber mit Worten.“

Der kickende Literat

Seitdem hat Christian Kössler acht Bücher veröffentlicht, von denen sieben dem Grusel-Genre zuzuordnen sind und einen Bezug zu seiner Heimatstadt Innsbruck haben. Seit 2007 geht er auf Lesereisen und tourt mit seinen Geschichten durch Europa. Unter anderem liest er an Universitäten, meist vor Germanistikstudenten. „Mein persönliches Highlight war, als ich Österreich beim internationalen Literaturfest in Tartu/Estland vertreten durfte“, erzählt Christian. Aber nicht nur seine Tätigkeit als Schriftsteller führt ihn durch die Weltgeschichte, ganz nebenbei spielt er auch noch im österreichischen Autorenfußballteam. Seit 2009 verteidigt er das Tor der heimischen Literaten und absolvierte unter anderem Einsätze in Basel, Berlin, Laibach, Rom und Wien.

In unserem Gespräch stelle ich Christian die Frage, welches seiner eigenen Bücher er am liebsten mag. Eine Frage, die wahrscheinlich jeden Autor nervt, trotzdem interessiert sie mich. „Schwer zu sagen“, überlegt Christian, „mein erstes Buch ‚Bestialisches Innsbruck‘ liegt mir natürlich sehr am Herzen. Damit hat alles begonnen, und es war sozusagen mein Sprungbrett. Allerdings brachte mir ‚Unheimliches Tirol‘ am meisten Aufmerksamkeit – auch international.“ In diesem Werk widmet er sich den historischen Sagen. „Ich habe versucht, dieses Genre zu entstauben.“ Das gelingt ihm, indem er das ursprüngliche Motiv in die Gegenwart überträgt.
Ich empfehle Christians Bücher Leuten mit schwarzem Humor, Fans von Übersinnlichem und jedem, der sich gerne gruselt.

Catherine Snow: Fantasy made in Innsbruck

Catherine Snow ist eine aufstrebende Fantasy-Autorin, die bereits zwei Bücher – „Viridis – Der Seelenfänger“ und „Akademie im Niemals“ – veröffentlicht und zahlreiche Projekte in Planung hat. Die Liebe zum Schreiben begann schon früh. Als Kind der 90er wuchs sie mit einem sehr berühmten Zauberschüler auf. Die Liebe zu Harry Potter hat sie sicher geprägt und inspiriert. Die Frage, ob Joanne K. Rowling ihr Vorbild sei, verneint sie allerdings. „Ich hatte das große Glück, einen meiner Lieblingsautoren, Bernhard Hennen, auf einer Convention persönlich kennenzulernen“, erzählt Catherine. „Seither stehen wir in Kontakt, und bei literarischen Fragen darf ich mich an ihn wenden. Auf eine gewisse Art ist er mein Mentor.“

Social Media ja – Vergleichsdruck nein

Inspiration für ihre Fantasy-Romane holt sie sich auf sehr ungewöhnlichem Weg: „Ich schaue mir Dokumentationen über die wirrsten Verschwörungstheorien an und frage mich, was würde passieren, wenn das wirklich wahr wäre?“ Catherine ist stets bemüht, sich zu verbessern. Sie ist gut vernetzt und gehört verschiedenen Schreibgruppen auf Facebook an. Um mit ihren Lesern in Kontakt zu treten, spielt Social Media ebenfalls eine gewisse Rolle. Wie viele Autoren betreibt auch sie einen Instagram-Account, der uns gewisse Einblicke in ihr Leben und Schaffen erlaubt. Allerdings ist ihr wichtig zu betonen: „Ich bin Schriftstellerin und keine Influencerin, das Schreiben ist und bleibt das Wichtigste für mich.“ Junge Autorenkollegen warnt sie davor, sich in den sozialen Netzwerken zu sehr mit anderen zu vergleichen: „Auf Insta sieht immer alles top aus. Man läuft Gefahr zu denken, dass es bei anderen viel besser läuft als bei einem selbst.“

Eine fleißige Schreiberin

Ich kenne Catherine – oder Katharina, wie sie eigentlich heißt – schon länger, und es war immer klar: Das Schreiben ist ihre große Leidenschaft und ihr Herzblut. Ich habe mich daher sehr für sie gefreut, als sie ihren ersten Roman veröffentlichte. Für ihre Disziplin und ihren Glauben an sich und ihr Können habe ich sie schon immer bewundert. Es ist mir ein Rätsel, wie sie es schafft, neben ihrem Studium an der Pädagogischen Hochschule und ihrer Arbeit so viel zu schreiben. „Es fließt einfach aus meinen Händen“, erzählt Catherine, „andere Leute sehen fern, ich schreibe.“ Catherine hat keine feste Schreibroutine, oft schreibt sie abends, wenn ihr Mann arbeitet, oder zusammen mit Freundinnen. Um ihre Produktivität zu steigern, veranstalten sie Schreibsitzungen – beispielsweise bei Starbucks. „Wir stellen uns einen Timer, quatschen, bis dieser läutet, dann konzentrieren wir uns wieder aufs Schreiben, bis es wieder klingelt.“

Für Nachschub ist gesorgt

Fans der Fantasy-Literatur dürfen sich freuen, Catherine hat, wie gesagt, mehrere neue Projekte in der Pipeline. Im Juli 2023 soll ihr neues Buch „Schatten der Magie“ erscheinen. „Mir mangelt es nicht an Ideen, wenn schon, dann an der Zeit“, lacht Catherine. Wir dürfen also gespannt bleiben und uns auf viel Nachschub freuen!

Tipps von den Profis

Wenn auch ihr davon träumt, selbst zu schreiben, habe ich etwas für euch. Ich habe unsere drei Autoren gebeten, uns ein paar Tipps dazulassen.

First things first: Man muss wirklich lieben, was man tut. Nur wenige können vom Schreiben leben. Das bedeutet, nicht Geld, sondern Leidenschaft muss im Vordergrund stehen. Hartnäckigkeit und Ausdauer sind unerlässlich. Außerdem sollte man sich ein Netzwerk aufbauen und mit anderen Autoren in Kontakt treten. Es macht durchaus Sinn, Schreibgruppen beizutreten oder an Wettbewerben teilzunehmen. Wenn man einmal eine Schreibblockade hat, darf man sich davon nicht verunsichern lassen – das passiert den Besten. Geht mit offenen Augen durch die Welt und lasst euch inspirieren.

In diesem Sinne wünsche ich euch frohes Lesen – und Schreiben.

Informationen

Verena Wagner
Blog: mamirocks.com
Instagram

Christian Kössler
Homepage: christian-koessler.mozello.de

Catherine Snow
Homepage: crrsnow.co.uk
Instagram

 

Titelbild: © Catherine Snow

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