Dass Innsbruck eine wunderschöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten ist, ist allgemein bekannt. Aber auch in der Umgebung von Innsbruck gibt es viel zu entdecken. Die südlich gelegenen Dörfer und der Innsbrucker Hausberg Patscherkofel sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Aber wie? Für Naturliebhaber, Familien, Geschichtsinteressierte und Straßenbahnfans habe ich den perfekten Tipp: Wie wäre es mit einer Fahrt mit der Straßenbahnlinie 6 - oder wie sie im Volksmund auch genannt wird, mit der Waldstraßenbahn? Macht eine Zeitreise durch die Geschichte und erlebt die Natur und den Blick auf unsere Landeshauptstadt aus einer ganz neuen Perspektive.
Ein Stück Geschichte
Die 8,362 Kilometer lange meterspurige Überlandstraßenbahn wurde ursprünglich als Lokal- beziehungsweise Kleinbahn konzipiert. Sie erschließt den südöstlich von Innsbruck am Rand des Mittelgebirges gelegenen Paschberg. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1900 verbindet die Waldstraßenbahn den geschichtsträchtigen Innsbrucker Stadtteil Wilten mit den charmanten Ortschaften Aldrans, Lans, Sistrans und Igls.
Einst ein wichtiges Nahverkehrsmittel, dient sie heute als beliebte Ausflugsbahn in das weitläufige Naherholungsgebiet der Stadt. Ein ehemaliger Schaffner und Eisenbahnfan beschrieb die Waldstraßenbahn treffend als einen einzigartigen Schatz Innsbrucks, den es in dieser Form in ganz Europa nur noch selten gibt.
Unser Start: Bergisel
Ab Mitte Juni fährt die Waldstraßenbahn bis zur Mühlauer Brücke, unser Ausflug heute beginnt jedoch an der Haltestelle Bergisel. Der Bergisel ist eines der bekanntesten Wahrzeichen unserer Landeshauptstadt. Und ein Ort, den sich Geschichtsinteressierte ebenso wenig entgehen lassen sollten wie Sportfans: Als Schauplatz der legendären Schlacht am Bergisel unter der Führung von Andreas Hofer im Jahr 1809 ist der Bergisel ein Symbol des Freiheitskampfes. Das imposante Andreas-Hofer-Denkmal und das Riesenrundgemälde erinnern noch heute an dieses historische Ereignis.
Seit 1952 ist Innsbruck Teil der Vierschanzentournee. Die alte Bergisel Schanze aus Beton wurde für die Olympischen Winterspiele 1964 errichtet und später auch für die Spiele 1976 genutzt. Nach den Plänen der Stararchitektin Zaha Hadid wurde 2002 eine neue Schanze errichtet. Im Restaurant „Bergisel Sky“ können Besucher die Tiroler Bergwelt in einem 360° Panoramablick bewundern.
Von Riesen und den alten Römern
Direkt gegenüber der Haltestelle Bergisel befindet sich das Stift Wilten. Es lohnt sich, der alten Klosteranlage einen Besuch abzustatten. Vor allem, wenn man wie wir viel zu früh da ist und mit ungeduldigen Kindern eine gefühlte Ewigkeit auf die Straßenbahn warten muss. Der Legende nach wurde das Stift Wilten im 9. Jahrhundert vom Riesen Haymon gegründet. Seine Statue steht noch heute im Eingangsbereich und begrüßt die Besucher. Das Stiftsgebäude steht auf den Ruinen der römischen Siedlung 'Veldidena', die dem Bezirk Wilten seinen heutigen Namen gab.
Schatzsuche
Das Stift Wilten ist sozusagen der erste „Schatz“, den es auf der Strecke bis zum Bahnhof Igls zu entdecken gilt. Auch wenn die Schätze weder aus Gold noch aus Silber sind, lohnt es sich, sich die Karte zu schnappen und auf Schatzsuche zu gehen. Die Waldstraßenbahn fährt stündlich, daher haben wir uns entschlossen, nicht an jeder Haltestelle auszusteigen, sondern bis Lans zu fahren. Und von dort aus „auf Schatzsuche“ zu gehen.
Spiel, Spaß und leckeres Essen
Der Waldpark Lans ist ein Paradies für Groß und Klein. Neben einem wunderschön angelegten Kinderspielplatz mit Baumhaus, Wassersandkiste, Flying Fox und Schaukeln, gibt es eine Bikeanlage mit Laufrad, Pumptrack, Familien-Pumptrack und Uphill Downhill-Trail. Vom Waldpark sind wir weiter Richtung Lansersee spaziert, vorbei am Lanser Moor. Wir haben uns fest vorgenommen, im Juni wieder zukommen, denn da sollen die Seerosen blühen – und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Am Lanser See selbst wollten wir eigentlich gemütlich auf der Sonnenterrasse der Koi Bar Kaffee trinken, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Letztendlich war das aber kein großes Problem und wir setzten uns hinein. Wir trösteten sich mit leckerem Essen. Wer gerne asiatisch isst und Wert auf Qualität und Regionalität legt, sollte es uns gleichtun. Besonders spannend finde ich das „Farm-to-Table“-Konzept der Koi Bar. Wer mag, kann dazu den Beitrag von Lea lesen - sehr empfehlenswert!
Badespaß am Lanser See
Der Lanser See ist ein alpiner Moorsee. Er hat eine Fläche von 70.000 m², wovon 35.000 m² Wasserfläche sind. Von seiner Entstehung her ist der Lanser See ein Toteissee, das heißt er entstand durch das Abschmelzen eines an dieser Stelle gelegenen, von Sedimenten überdeckten spätglazialen Eiskörpers. Ab Mai lädt er zum Schwimmen, Sonnenbaden und Planschen ein. Für mich persönlich ist er einer der schönsten Badeseen rund um Innsbruck. Im Sommer würde ich euch also auf jeden Fall empfehlen, die Badesachen einzupacken. Es sei denn, man ist wie wir mit Hund unterwegs. Die dürfen nämlich (verständlicherweise) nur an der Leine auf die Terrassen der Gastronomiebetriebe. Im Seegelände, am Ufer und im Wasser sind sie nicht erlaubt. Falls euch interessiert, wo ihr mit Hund am besten Urlaub macht, schaut doch mal hier.
Von Lans nach Igls und zurück in die Stadt
Zu guter Letzt sind wir dann gut gestärkt und satt, vom Lanser See nach Igls spaziert und von dort mit der Waldstraßenbahn wieder zurück zur Bergisel-Haltestelle gefahren. Ich persönlich bedauere ein wenig, dass wir nicht noch bei der Haltestelle „Tantegert“ ausgestiegen sind. Leider konnte ich meine müden Männer nicht mehr dazu motivieren. Aber das holen wir nach. Allein wegen des Bahnhofshäuschens würde es sich lohnen, hier auszusteigen. Das findet auch mein Blogger-Kollege Werner. Für ihn ist es einer der schönsten und romantischsten Bahnstation Tirols. Auch den keltischen Baumkreis konnte ich nur im Vorbeifahren bewundern. Er besteht aus 21 Bäumen. Diese Zahl ergibt sich aus der keltischen Vorstellung, dass jeder Baum dreifach aufgebaut ist (Wurzel, Stamm, Krone) und aus 7 Teilen besteht (Wurzel, Stamm, Rinde, Äste, Blätter, Blüten, Früchte) - multipliziert ergibt das die Zahl 21, die 21 Lebensbäume des Baumkreises. Klingt spannend, oder? Aber wir kommen wieder, und holen all die Stationen, die wir dieses Mal nicht gesehen haben nach.
Ich kann wirklich jedem, der nach Igls möchte, empfehlen, mit der Waldstraßenbahn zu fahren. Vor allem mit Kindern ist es ein sehr schöner Ausflug, den man individuell auf die Bedürfnisse der Kleinen abstimmen kann. Allein die Fahrt ist schon ein Erlebnis. Natürlich kann man auch an jeder beliebigen Station aussteigen und entweder zu Fuß weitergehen oder einfach in die nächste Bahn einsteigen. Ob Frühling, Sommer oder Herbst, ich bin mir sicher, jede Jahreszeit hat ihren eigenen Reiz.
Hinweis: Verlängerung
Mit 15. Juni 2024 fährt die Waldstraßenbahn nicht mehr nur bis zum Bergisel, sondern auch direkt weiter in die Stadt – bis nach Saggen bzw. zur Mühlauer Brücke. Dadurch ändern sich auch einige Punkte entlang unserer Tour. Aktuelle Infos gibt es unter folgendem Link:
Panoramastraßenbahn in Innsbruck
Bewerte den Artikel
Zeige mir den Ort auf der Karte
Mama, Serienjunkie und Naturmensch mit einer großen Vorliebe für gutes Essen und die Berge!
Ähnliche Artikel
Endlich ist es soweit: Der Winter klopft an die Tür, und mit ihm beginnt meine absolute Lieblingszeit…
"Brennende Lärchen." Das Naturschauspiel findet Anfang November statt. Dann, wenn die Lärchen ihr luftiges grünes Sommergewand…
Der Herbst ist eine magische Zeit in den Bergen, besonders im wildschönen Karwendel. Die bunten Blätter, die…
Sonnenuntergangswanderung in der Axamer Lizum: Vom Hoadl zum Pleisen und Axamer Kögele Die Axamer Lizum ist ein…