Steinbock (Capra ibex)_Hausberger (20)

Adler, Gämsen, Murmeltiere und Steinböcke. Allesamt Alpenbewohner, die in Innsbrucks Bergen in freier Wildbahn anzutreffen sind. Das macht uns als Landeshauptstadt einzigartig im Alpenbogen. Es lohnt sich also, bei Wanderungen die Augen offen zu halten. Und auf alle Fälle ein Fernglas mitzunehmen.

Wer in den Sommermonaten mit der Nordkettenbahn auf das Hafelekar fährt, erlebt bisweilen eine echte Überraschung. Unterhalb der Bergstation sonnen sich nicht selten ausgewachsene Steinböcke. Bilder, wie man sie eigentlich aus dem Alpenzoo Innsbruck gewohnt ist. Wie überhaupt der einzigartige Zoo eine fantastische Möglichkeit ist, Alpentiere aus nächster Nähe studieren zu können. Quasi als Einstimmung auf deren Erkundung in freier Wildbahn. 

Ob im Bereich der Nordkette, rund um den Patscherkofel oder im Sellraintal: Wildtiere sind in Innsbrucks Bergen sehr oft mit freiem Auge zu sehen. Dabei ist es sehr empfehlenswert, das Gelände des Öfteren mit dem Fernglas zu ‚scannen‘. Meist werden Wandersleute dabei ‚fündig‘ und entdecken Murmeltiere, Gämsen, Steinböcke oder gar Adler.

Gämsen, die grazilen Alpentiere

„Vor allem Gämsen tummeln sich in den Bergen Innsbrucks“, weiß Sebastian Pilloni, einer der Ranger im Naturpark Karwendel. „Bei unseren Naturführungen sehen wir mit großer Sicherheit Gämsen, die sich im steilen Gelände graziös bewegen.“ Die Innsbrucker Nordkette ist Bestandteil des Naturparks Karwendel, der mit 739 Quadratkilometern das größte Tiroler Schutzgebiet darstellt. Er reicht von Seefeld bis zum Achensee und von Innsbruck bis zur deutschen Grenze. 

An besonders heißen Tagen lieben es die Gämsen, auf den letzten noch vorhandenen Schneefeldern zu rutschen. Da stürzen sich große und kleine Tiere auf allen Vieren zu Tal, man erahnt die Freude, die sie dabei haben.

Mutige Kletterer: die Steinböcke 

Steinböcke sind auf der Innsbrucker Nordkette natürlich ein Thema. Männliche Tiere mit bisweilen riesigem Gehörn können ebenso beobachtet werden wie die ‚Steingaissen‘, die im Sommer mit ihren Jungen umherziehen. Steinwild war im Alpenraum lange ausgestorben. Genauer gesagt: Die Tiere sind dem Irrglauben zum Opfer gefallen, dass ihr Blut und die Hörner wundersame Heilkraft hätten. 1712 wurde in den Zillertaler Alpen der letzte Steinbock erlegt. Nachdem ganze 60 Steinböcke im Gran Paradiso überlebten, begann Anfang des 20. Jahrhunderts die Aufzucht und Verbreitung dieser wunderbaren Alpentiere. Dabei spielt auch der Innsbrucker Alpenzoo eine bedeutende Rolle, werden doch jährlich Tiere aus der Nachzucht ins Freie entlassen. 

Majestätisch: der Steinadler

Der Steinadler ist nicht umsonst das Wappentier unseres Landes. Die majestätischen Flugkünstler durchfliegen nicht nur unsere Bergwelt, sie lieben es auch, auf teils bizarren ‚Aussichtspunkten‘ zu sitzen, um die Gegend zu betrachten. 

Derzeit brüten wieder etwa 200 Steinadlerpaare in unserem Land. Da ist es beinahe selbstverständlich, dass Adler auch in Innsbruck und den umliegenden Bergen gesichtet werden können. Man muss wissen, dass sie die Aufwinde an Graten lieben, also nicht allein auf warme Aufwinde angewiesen sind. „An der Nordkette können sie ihre Flugkünste daher voll ausleben“, sagt Pilloni. Allerdings: Steinadler sind quasi auf Murmeltiere angewiesen. Denn sie stellen sozusagen die Lieblingsspeise dieser majestätischen Vögel dar. 

Murmeltiere, die Clowns der Berge

„Im Gebiet der Nordkette in Innsbruck gibt’s nicht sehr viele ‚Murmel‘“, sagt Pilloni. Der Grund: Die Humusdecke ist aufgrund der Steinbeschaffenheit dieser Gegend nicht allzu mächtig. Doch die ist vonnöten, damit die pummeligen Tiere ihre komplizierten Erdbauten mit mehreren Ein- bzw. Ausgängen anlegen können.

Bessere Chancen, diese kleinen Erdgesellen zu sehen, haben Wandersleute, die im Sellrain unterwegs sind. Meist machen sie sich durch grell klingende Pfiffe bemerkbar, die von den Murmeltier-Wächtern ausgestoßen werden, um vor Adlern oder eben Menschen zu warnen. 

Der Grund, weshalb Murmeltiere meist wohlgenährt sind, ist einfach: In ihrem Winterschlaf, der sieben Monate dauert, brauchen sie viel Energie. Die fressen sie sich in den rund fünf „Wachmonaten“ an, an deren Ende sie so richtig pummelig aussehen.

Geheimnisvoll und scheu: der Luchs

Luchse sind keine Dauergäste im ‚Stadtgebiet‘ von Innsbruck. „Aber sie ziehen bisweilen durch“, erklärt Naturparkranger Sebastian Pilloni. Der Grund dafür: Luchse lieben Wälder und sind sehr scheu. „Die Beutetiere der Luchse sind vor allem Rehe, die sie in den Wäldern finden.“ Mit ihren sehr lichtempfindlichen Augen erkennen Luchse einen Hasen auf 300 Meter, ein Reh sogar auf 500 Meter.

Diese wunderbaren Katzen sind sehr scheu und sozusagen ‚heimliche‘ Waldbewohner. Sie benötigen ein Revier, das größer als 100 Quadratmeter ist. Anfang des 20. Jahrhunderts waren Luchse im Alpenraum völlig ausgerottet. In der Schweiz wurden sie ab 1970 wieder angesiedelt, es folgten Österreich und Slowenien. 

Meine Tipps:

Ein Besuch des Innsbrucker Alpenzoos ist eine wunderbare Möglichkeit, Alpentiere aus nächster Nähe sehen zu können. Hier geht es zur Website des Zoos.

Ranger des Naturparks Karwendel erfreuen sich großer Beliebtheit. Eine Auflistung der geführten Wanderungen findet sich auf der Website des Naturparks.

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