Törggelen in Innsbruck

14. November 2023

Originalsprache des Artikels: Deutsch

Was ist das Törggelen?

Die Tradition des Törggelen in Tirol ist ein lebendiges und geselliges Fest, das tief in der Geschichte dieser alpinen Region verwurzelt ist. Törggelen, abgeleitet vom Wort „Torggl“ für Weinpresse, ist nicht nur ein kulinarisches Erlebnis, sondern auch ein kulturelles Fest, das die Gemeinschaft zusammenbringt.

Das Törggelen findet traditionell im Herbst statt, wenn die Blätter sich golden färben und die Luft von einem Hauch von Kühle erfüllt ist. In dieser Zeit öffnen Bauernhöfe, Buschenschänken und Gasthöfe ihre Türen, um Einheimischen und Besuchern gleichermaßen die Freuden dieser alten Tradition zu bieten.

Charakteristisch für ein Törggele-Essen sind die köstlichen Aromen von Siaßer oder Sußer, dem frischen Traubenmost in den ersten Tagen der Gärung, und dem Nuier, dem jungen Wein. Dazu gesellen sich geröstete Kastanien (Keschtn), Nüsse (Nussn) und gelegentlich süße Krapfen, die den Gaumen verwöhnen.

Die Speisekarte beim Törggelen erzählt die Geschichten der Region. Früher dominierten einfache, bodenständige Gerichte wie Speck, hausgemachte Kaminwurzen und Roggenbrot die Tafel. Heute werden herzhafte Schlachtplatten mit Surfleisch, Sauerkraut, verschiedenen Würsten (Blut-, Hauswurst) und Knödeln serviert, die die Vielfalt der Tiroler Küche repräsentieren.

Die Wurzeln

Die Wurzeln des Törggelens reichen weit zurück. Ursprünglich besuchten im Spätherbst Städter und Wirtshausbesitzer die Winzer, um im Presshaus den neuen Wein zu verkosten und seine Qualität zu überprüfen. Diese ursprüngliche Tradition hat sich im Laufe der Jahre gewandelt, und heute hat das Törggelen auch touristisch an Bedeutung gewonnen.

Die gesellige Atmosphäre, begleitet von traditioneller Musik und einem Hauch von Lagerfeuer-Romantik, macht das Törggelen zu einem Erlebnis für alle Sinne. Die gemeinsame Freude am Essen, Trinken und Feiern stärkt die Gemeinschaftsbindungen und lässt das Törggelen zu einem unvergesslichen Teil der Tiroler Kultur werden. In der heutigen Zeit, in der die Menschen oft von der Hektik des Alltags absorbiert sind, bietet das Törggelen eine willkommene Gelegenheit, innezuhalten, die Tradition zu ehren und die Werte der Gemeinschaft zu zelebrieren.

Schon im Jahr 1428 wird in einer Terlaner Urkunde vom „torkcheller“ (Torggeler) gesprochen, der den noch unvollständig vergorenen Wein kennzeichnet. Eine geschichtsträchtige Erwähnung, die die lange Tradition des Törggelens unterstreicht.

Die Worte des Reisenden Ludwig Steub aus dem Jahr 1846 zeugen von der zeitlosen Bedeutung des Törggelens. Sein Buch „Drei Sommer in Tirol“ beschreibt das Erlebnis, den neuen Wein im Torkel zu verkosten, und hebt die lobenswerte Übung des Törkelns hervor, die bis heute in Südtirol gepflegt wird und sich seit langer Zeit auch in Nordtirol etabliert hat.

Gasthaus Bretterkeller

Ich war zum Törggelen dieses Jahr im Gasthaus Bretterkeller.

Der Bretterkeller liegt am Fuße des Viller Bergs und ist sehr einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: entweder mit der Straßenbahn 1 bis zur Endstation am Bergisel oder mit der Buslinie K bis zur Haltestelle Helblingstraße. Das Gasthaus Bretterkeller bietet neben dem traditionellen Törggele-Menü auch eine vegetarische Variante an.