Dogana_Gala©CMI

Der größte Saal des Congress Innsbruck trägt den Namen „Dogana.“ Seit fast 50 Jahren finden dort Veranstaltungen jeder Art statt, doch die Geschichte dieses Baus reicht viel weiter zurück. Wohl kaum ein Gebäude hat sich dabei wandlungsfähiger gezeigt als die Dogana. Was im späten 16. Jahrhundert mit einem Ballspielhaus begann, führte zu einem großen Opernhaus, einer Hofreitschule, einem Zollamt, einer Ruine im Zweiten Weltkrieg und schließlich zu einer Eventlocation.

Veranstaltungen ohne Ende

Viele Tirolerinnen und Tiroler kennen die Dogana als Herzstück des Congress Innsbruck und haben dort Konzerte, Shows, Kongresse, Messen, Bälle oder rauschende Silvesterpartys erlebt. Zu meinen persönlichen schönsten Dogana-Erinnerungen zählen Konzerte des Herbert Pixner Projekts, von AnnenMayKantereit, der Sportfreunde Stiller oder Reinhard Mey, eine Zaubershow von Thommy Ten und Amélie van Tass, die European Outdoor Film Tour (E. O. F. T.), die Tirolissimo-Preisverleihungsgala und einige ausgelassene Ballnächte. Ganze Generationen von Schülerinnen und Schülern, die in Innsbruck eine höhere Schule abgeschlossen hatten, feierten – so wie ich – ebendort ihre Maturabälle.

Bei all diesen Gelegenheiten denkt man wenig an die lange Geschichte des Veranstaltungssaals, dabei sind ein Teil der historischen Mauern bis heute sichtbar. Und diese Mauern hätten bestimmt so einiges zu erzählen …

Ballspielhaus

Die Position der Dogana befindet sich in unmittelbarer Nähe zum historischen Hof von Innsbruck, zu dem Kaiserliche Hofburg, Hofkirche, Hofgarten und Rennplatz (heute Rennweg) gehörten. Wenn die Fürsten also diesen Hof baulich erweitern wollten, war es nur logisch, das genau dort zu tun.

Erzherzog Ferdinand II. (1529–1595) hatte mit Schloss Ambras ein Renaissancejuwel über Innsbruck geschaffen. Zudem ließ er in Innsbruck insgesamt drei Ballspielhäuser errichten: eines auf Schloss Ambras und zwei bei der Hofburg (bis 1582), wovon sich eines am Platz der Dogana befand.
In den Ballspielhäusern wurden verschiedene Ballsportarten gespielt, vor allem das Ballonespiel, aber auch eine Art von Tennis. Sie dienten also der Unterhaltung und der körperlichen Ertüchtigung.
Nach Ferdinand II. verlor das Ballonespiel schnell an Beliebtheit und so wurde das große Ballspielhaus bald für verschiedene Veranstaltungen genutzt.

Komödienhaus

Erzherzog Leopold V. (1586–1632) und seine Frau Claudia de’ Medici (1604–1648) brachten viel Kunst, Musikbegeisterung und italienischen Einfluss nach Innsbruck. Unter ihnen wurde das große Ballspielhaus mit 100 Metern Länge und 30 Metern Breite zu einem Komödienhaus vergrößert und umgebaut. Nach wechselnden Baumeistern stellte schließlich Christoph Gumpp 1630 den Bau fertig. Es handelte sich dabei um das vermutlich erste freistehende Saaltheater im Norden der Alpen.

Das Barocktheater verlangte mit aufwendiger Technik, Musik und vielen Mitwirkenden nach einer großen Bühne und diese wurde im Komödienhaus geschaffen. Opern, Theaterstücke, aber auch opulente Inszenierungen wie Wasserschlachten oder Pferdeballette konnten nun aufgeführt werden.
Von außen war das Komödienhaus schmucklos, doch innen wurde es reich verziert. Über die gesamte Länge zogen sich Arkaden, dahinter lagen Balkone als Zuschauergalerien. Diese Arkaden sind bis heute in der Dogana sichtbar!

Eine Oper für Königin Christine von Schweden

Erzherzog Ferdinand Karl (1628–1662), der Sohn von Leopold V. und Claudia de’ Medici, ließ 1653 ein weiteres Hofopernhaus errichten. Es stand an der Stelle, an der sich heute das Tiroler Landestheater befindet. Genau in der Zeit, in der ganz Europa unter den Schrecken und Folgen des Dreißigjährigen Krieges litt, entstanden in Innsbruck also gleich zwei Theaterbauten. (Ziemlich dekadent eigentlich.)
Die Musik-, Theater- und Opernszene blühte zu dieser Zeit in Innsbruck, dafür sorgten auch namhafte Komponisten und Musiker.

Die wohl wichtigste Opernaufführung fand zu Ehren der schwedischen Königin Christine im Jahr 1655 statt. Königin Christine reiste nach Rom, um zum katholischen Glauben überzutreten. In der Innsbrucker Hofkirche legte sie erstmals das katholische Glaubensbekenntnis ab. Die fünfstündige Oper L’Argia von Marc Antonio Cesti wurde zu diesem Anlass uraufgeführt. Wahrscheinlich fand die Aufführung bereits im neuen Opernhaus statt.

Reitschule

Der Südteil des Komödienhauses wurde bald auch als Reithalle des Hofes genutzt. Das Gebäude adaptierte man entsprechend und stattete es unter anderem mit einer oberen Galerie aus. Die Funktion als Hoftheater blieb dabei aber erhalten.
Baulich diente diese Hofreitschule in Innsbruck als Vorbild für die berühmte Spanische Hofreitschule in Wien.

Universitätsbibliothek

Die ehemalige Hofreitschule diente ab 1745 als öffentliche Bibliothek der Universität. Das erste Universitäts-Hauptgebäude in der Herrengasse befand sich damit in unmittelbarer Nähe.
Als 1776–1777 die Universität mitsamt ihrer Bibliothek in das aufgelassene Jesuitenkolleg verlegt wurde, ergab sich für das ehemalige Unigebäude in der Herrengasse sowie für die Bibliotheksräume im Komödienhaus eine Nachnutzung durch die Regierungskanzlei oder Statthalterei.

Ein Maut- und Zollamt namens Dogana

Ein umfassenderer Umbau folgte in den Jahren 1808–1810 unter bayerischer Besatzung. Das Gebäude erhielt nun die Funktion einer Mauthalle und den NamenDogana.“ Mit dem Ende der Bayernherrschaft 1815 wurde auch das Mautamt geschlossen. Danach fand die leere Halle gelegentlich für Großveranstaltungen Verwendung.

Mit der Generalversammlung der katholischen Vereine Österreichs im September 1867 in der Dogana wurde Innsbrucks Zeit als Kongressstadt eingeläutet. Und dies mehr als hundert Jahre vor Eröffnung des heutigen Kongresshauses.

Bombenruine

Der langsame und schrittweise Verfall der Dogana kam mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts.
Die Brutalität des Zweiten Weltkriegs traf schließlich auch das Gebäude am Rennweg mit der langen Geschichte: Am 16. Dezember 1944 wurde der Bau durch Bombentreffer weitgehend zerstört. Lediglich die Mauern mit den Rundbögen, die auf das Komödienhaus zurückgehen, blieben als Überreste erhalten.
Neben der Dogana und vielen anderen Häusern in Innsbruck wurde auch der Dom zu St. Jakob von Bomben schwer beschädigt.

In der Nachkriegszeit war die Dogana eine der berühmtesten Ruinen in der Hauptstadt Tirols. Die Arkaden blieben 25 Jahre lang stehen, während der ehemalige Zuschauerraum des Komödienhauses als Parkplatz genutzt wurde.

Ein neues Kongresshaus für Innsbruck

Die Stadt Innsbruck erhielt die Gebäudereste 1954 und begann anschließend mit der Planung eines Kongresshauses an dieser Stelle. Man entschied sich, die historischen Mauerreste der Dogana in den Neubau zu integrieren.

Das Kongresshaus wurde von der Architektengemeinschaft Heinz Marschalek, Norbert Gantar, Hubert Prachensky, Georg Ladstätter, Ernst Heiss und Peter Thurner entworfen und geplant. Die Bauarbeiten dauerten von 1970 bis zur Eröffnung des Veranstaltungszentrums 1973. Die zahlreichen Kunstwerke im Gebäude stammen unter anderem von Markus Prachensky, Rudi Wach und Fritz Wotruba.

Im Jahr 1995 wurde das Haus deutlich vergrößert und umgebaut. Die Erweiterung um die Orangerie, die Neugestaltung des Haupteingangs sowie die Modernisierung diverser Säle und Foyerflächen folgten in den frühen 2000er-Jahren.

Congress Innsbruck

Unter dem Namen „Congress Innsbruck“ gehört das Kongresshaus inzwischen zur Congress Messe Innsbruck. An den drei Standorten Congress Innsbruck, Messe Innsbruck und congresspark igls finden Veranstaltungen aller Art statt – von kleinen privaten Feiern über internationale Kongresse bis hin zu großen Fach- und Publikumsmessen.
Congress Innsbruck wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Apex Award als „Congress Centre of the Year 2001.“

Ende gut, alles gut

Dass die Dogana nach all den unterschiedlichen Stationen in der Geschichte wieder ein Teil eines Veranstaltungszentrums wurde und es bis heute geblieben ist, erscheint beeindruckend. Ich finde es sogar rührend.

In der (relativ) kurzen Zeit, in der ich die Dogana kenne, bin ich immer wieder überrascht darüber, wie wandlungs- und anpassungsfähig dieser Saal ist. Mithilfe von Dekoration, Ausstattung und Technik stimmt das Ambiente für jeden Anlass. – Doch bei dieser Geschichte ist das auch wenig verwunderlich. Bleibt abzuwarten, was in Zukunft noch so kommt …

Ich bedanke mich herzlich für die freundliche Hilfe und Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Congress Messe Innsbruck. Danke.

Links

Congress Messe Innsbruck: Rennweg 3, 6020 Innsbruck, Tel. +43 512 5936-0, info@cmi.at, www.cmi.at
Blogartikel „Congress Messe Innsbruck“ von Susanne Gurschler

Quellen

Das Innsbrucker Kongreßhaus Tiroler Veranstaltungszentrum, herausgegeben und verlegt von
Kongreßhaus-Baugesellschaft m. b. H., Innsbruck 1974
Zum Kongresshaus, Teil 1/2, Innsbruck erinnert sich, Stadtmuseum/Stadtarchiv Innsbruck
Die Dogana – Die berühmteste Ruine von Innsbruck, Innsbruck erinnert sich,
Stadtmuseum/Stadtarchiv Innsbruck
Kongresshaus Innsbruck, Wikipedia

Bildnachweis

Titelbild: Gala in der Dogana, Foto: © Congress Messe Innsbruck

Scans: alle aus dem Buch „Das Innsbrucker Kongreßhaus Tiroler Veranstaltungszentrum,“
herausgegeben und verlegt von Kongreßhaus-Baugesellschaft m. b. H., Innsbruck 1974

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