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Was wäre Weihnachten ohne unsere Traditionen, die diese ganz besondere Zeit noch magischer machen? Einige Weihnachtsbräuche kennt man wahrscheinlich rund um den Globus, andere wiederum sind tief in der Kultur und Geschichte einer bestimmten Region verwurzelt. Es gibt jedoch auch Traditionen, die sich auf den kleinen Kreis der Familie beschränken – sei es der Christbaumschmuck, der schon bei der Uroma am Baum hing, oder ein ganz bestimmtes Gericht, das am Heiligen Abend auf den Tisch kommt.

Weihnachtsbräuche - Nostalgie pur

In Tirol gibt es eine Vielzahl von Bräuchen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und auch heute noch gepflegt werden. In einer Zeit, in der Konsum immer wichtiger wird und Weihnachten oft nicht mehr viel mit Stille und Besinnlichkeit zu tun hat, tut es gut, sich auf diese alten Bräuche zu besinnen. Denn tief in uns allen steckt der Wunsch nach „Weihnachten wie damals“ – zumindest ein bisschen.

Der Brauch der Barbarazweige

Um den 4. Dezember, den Gedenk- und Namenstag der Heiligen Barbara, ranken sich verschiedene Bräuche. Am bekanntesten ist sicherlich der Brauch der Barbarazweige. An diesem Tag schneidet man Kirschzweige und stellt sie zuhause in eine Vase. Falls kein Kirschbaum zur Hand ist, tun es auch Apfel-, Zwetschgen- oder andere Obstbaumtriebe. Wichtig ist nur, dass die Zweige bis zum Christtag aufblühen – denn das verspricht Glück für das kommende Jahr! Außerdem soll das vermeintliche Wunder der Natur, das Aufblühen der Äste im Winter, das Wunder der Heiligen Nacht symbolisieren.

Und so klappt es mit den Blüten

Ich persönlich habe es bisher nie geschafft, dass meine Zweige zu Weihnachten blühten. Dieses Jahr möchte ich jedoch auf Nummer sicher gehen, denn 2025 soll schließlich ein gutes werden. Daher habe ich ein wenig recherchiert:

  • Vor dem Schneiden der Zweige sollte es bereits Frost gegeben haben. Falls dies nicht der Fall ist, einfach die Zweige für ein paar Stunden ins Gefrierfach legen.
  • Die Zweige über Nacht in lauwarmes Wasser legen und erst danach in die Vase stellen.
  • Die Vase an einem nicht zu warmen Ort aufstellen.
  • Es ist wichtig, dass die Zweige genügend Wasser aufnehmen. Daher die Enden regelmäßig anschneiden oder leicht mit einem Hammer anklopfen.
  • Das Wasser sollte alle drei Tage gewechselt werden.

Bräuche rund ums Essen

Kaum zu glauben, aber der Advent war ursprünglich als eine Art Fastenzeit gedacht. Das ist heutzutage kaum vorstellbar, denn was wäre die Vorweihnachtszeit ohne Kekse, Kiachl oder Glühwein – egal ob auf dem Christkindlmarkt oder selbstgemacht? Die passenden Rezepte findet ihr bei Nadja, genauso wie das für den leckeren Tiroler Zelten – ein Gebäck aus Trockenfrüchten, Nüssen und Roggenmehl –, das klassisch am Thomastag, dem 21. Dezember, und somit am kürzesten Tag des Jahres, gebacken wird. Rund um den Zelten ranken sich spannende Bräuche, die Werner in seinem Blog ausführlich beleuchtet.

"Keep it simple" an Heiligabend

Was kommt an Heiligabend auf den Tisch? In vielen Tiroler Familien ist die Antwort klar, denn Tradition wird großgeschrieben. Es sind Gerichte, die Kindheitserinnerungen wecken und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Während bei uns Truthahn mit Rotkraut und Kroketten serviert wird – eine Ausnahme in Tirol –, bleibt in vielen Haushalten die klassische Nudelsuppe mit Würsteln der Favorit. Dieses einfache, aber herzhaft wärmende Gericht hat seinen Ursprung in einer Zeit, als Zutatenvielfalt rar war und Fleisch eine Besonderheit darstellte. Das Festessen folgt oft erst am 25. Dezember.

Der Brauch des „Krippele schaug’n“

Das „Krippele schaug'n“ ist ein alter Tiroler Brauch. Man besucht Verwandte, Nachbarn und Freunde, um ihre wunderschönen Krippen zu bewundern, die oft seit Generationen im Familienbesitz sind. Viele Krippen wurden liebevoll selbst gefertigt – manche im typischen Tiroler Stil, andere mit orientalischer Inspiration. Man bestaunt neue Figuren, tauscht Tipps und Erfahrungen aus und diskutiert über die perfekte Aufstellung der Krippe. Dieses „Fachsimpeln“ endet häufig – wie in Tirol üblich - in einem geselligen Beisammensein bei einem Schnapsl, dem sogenannten „Gloriawasser“.

Nicht jeder hat die Gelegenheit, die kunstvollen Darstellungen der Weihnachtsgeschichte in Privathäusern zu bewundern. In und um Innsbruck gibt es aber zum Glück genügend Möglichkeiten, dies an öffentlichen Plätzen zu tun. Besonders berühmt ist die Jaufenthaler-Krippe am Tiroler Landestheater-Nebenplatz. Das Besondere: Es handelt sich um eine bewegliche Krippe mit 28 durch Motoren betriebenen Figuren. Auch ein Besuch im Volkskunstmuseum Innsbruck lohnt sich, auch hier kann man das Jesus Kind, Maria, Josef und die Hirten mit ihren Schafen und viele weitere Figuren bestaunen.

Krippenzauber in Affenhausen und Oberperfuss

Krippen in unglaublicher Vielfalt und aus aller Welt findet man im Krippenmuseum Affenhausen. Erwin Auer, Gründer und Obmann des Krippenvereins Wildermieming, hat sich mit diesem Museum einen Traum erfüllt. Jede Krippe ist ein Kunstwerk für sich. Meisterliche Hintergrundmalereien, unzählige Details und filigrane Figuren machen die Krippenausstellung zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Auch in Oberperfuss kommen „Krippele Schauger“ auf ihre Kosten. Am 7. und 8. Dezember 2024 findet im sogenannten „Spritzenhaus“ eine besondere Ausstellung statt, bei der die liebevoll handgefertigten Werke des Oberperfer Krippenbauers Gerhard Wolf im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus gibt es frei zugängliche Darstellungen wie die Dorfkrippe, die Kirchenkrippe und Tirols größte Hauskrippe beim Hotel Krone. Diese können zwischen dem ersten Advent und Maria Lichtmess (2. Februar, traditionell das Ende der Weihnachtszeit) jederzeit bewundert werden.

Der Brauch der Sternsinger

Ein sehr schöner Brauch, der rund um das Fest der Heiligen Drei Könige am 6. Jänner in Tirol begangen wird, sind die „Sternsinger“. Kinder und Jugendliche verkleiden sich als die „drei Weisen aus dem Morgenland“ und ziehen singend von Haus zu Haus. Mit Gedichten und Liedern bringen sie die frohe Botschaft der Weihnachtszeit zu den Menschen und sammeln dabei Spenden für bedürftige Kinder auf der ganzen Welt. Dass die Sternsinger zu Besuch waren, erkennt man an den Buchstaben C+M+B, die sie an den Türrahmen hinterlassen. Diese stehen nicht - wie oft fälschlicherweise angenommen - für die Namen der Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar, sondern für Christus Mansionem Benedicat, was so viel bedeutet wie „Christus segne dieses Haus“.

Die Magie der Rauhnächte – Loslassen und Neues begrüßen

Die Zeit, die mit der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember beginnt und mit der Nacht vom 5. auf den 6. Januar endet, wird „die Rauhnächte“ genannt. Um diese zwölf Nächte ranken sich viele Mythen, und es gibt je nach Region unterschiedliche Bräuche. Wer mehr dazu wissen möchte, ließt sich den spannenden Beitrag meines Kollegen Werner durch. In den letzten Jahren habe auch ich angefangen, mich für diese alten Traditionen zu interessieren. Ich habe Bücher gelesen, mich durch Social-Media-Beiträge und Internetseiten geklickt und schließlich mit dem „Almkräuterer“ Joseph Heim gesprochen. Heim, der freitags und samstags an seinem Stand in der Markthalle Innsbruck anzutreffen ist, sammelt in den Zillertaler Alpen wilde Kräuter in Höhen zwischen 1.500 und 2.500 Metern. Aus diesen entwickelt er diverse medizinische und kulinarische Produkte, die er dort verkauft.

Die längste Nacht des Jahres

Er erklärt mir, dass die Rauhnächte eigentlich schon früher beginnen – nämlich mit der Wintersonnenwende am 21. Dezember – und sich über 21 Tage erstrecken. „Es sind drei mal sieben Nächte, eine heilige Zahl“, so Heim. Diese Zeit sieht er als Phase der Besinnung und Verbindung mit der Natur. „Die Rauen Nächte sind dazu da, sich aus der Vielfalt der Natur das herauszuholen, was man braucht. Für mich sind die Winter- und die Sommersonnenwende die größten Feste des Jahres, die ich mit mir besonders nahestehenden Menschen verbringen möchte.“

Loslassen, Reinigen, neues willkommen heißen

Laut Joseph Heim ist das Verbrennen von Holz am 21. Dezember ein alter Brauch, der symbolisch dafür steht, Vergangenes loszulassen und Platz für Neues zu schaffen. Am Tag danach sei es üblich gewesen, die Asche der verbrannten Hölzer auf den Feldern zu verstreuen – das versprach Glück und eine gute Ernte. Ein schöner Brauch, der ebenfalls dem Loslassen dient, ist es, alles, was einen im letzten Jahr belastet hat und was man nicht mit ins neue Jahr nehmen möchte, auf einen Zettel zu schreiben und diesen anschließend zu verbrennen.

Per fumum - durch den Rauch

Das bekannteste Ritual der Rauhnächte ist wohl das Räuchern. Eine Expertin auf diesem Gebiet ist Doris Siebenförcher von der „Tiroler Harzmanufaktur PERFUMUM“. Wie für den Almkräuterer ist auch für sie die Thomasnacht ein wichtiger Termin. Allerdings beginnen die Rauhnächte ihrer Meinung nach mit der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. „Die zwölf Rauhnächte ergeben sich aus der Differenz zwischen dem Sonnenjahr und dem Mondjahr“, erklärt Siebenförcher. Alle, die mehr darüber erfahren möchten, sollten ihrem Stand am Christkindlmarkt am Marktplatz einen Besuch abstatten. Dort findet man eine beeindruckende Auswahl an Harzen und Räuchermischungen für jeden Anlass – sei es zur Reinigung, Harmonisierung, Energetisierung oder einfach, weil es gut riecht. Ein Besuch lohnt sich!

Ich wünsche euch eine wundervolle Advent- und Weihnachtszeit – ganz egal, wie ihr feiert: mit Freunden, Familie oder alleine, traditionell oder inspiriert von Weihnachtsbräuchen aus anderen Ländern. Macht es euch einfach schön und genießt diese besondere Zeit!

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